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Zitiert: Der Macher Udo Reiter

"Udo Reiter war ein Macher. Er hatte in seinen Jahren beim BR Akzente gesetzt, die bis heute wirken. Er erkannte Thomas Gottschalks „ganz außergewöhnliche Radiobegabung“ (Reiter) und holte den Journalistenschüler aus den Verkehrsnachrichten ins Jugendprogramm, wo er mit Günther Jauch die legendäre Sendung „Pop nach acht“ moderierte. Reiter brach mit der Tradition einer gefälligen Mischung von Wort und Musik und setzte auf ein politisches Wortprogramm: „B5aktuell“. Heute ist das von Reiter erfundene Nachrichtenradio aus den Angeboten der Landesrundfunkanstalten nicht mehr wegzudenken. Reiter war ein Mann der Innovation, der sich in die Stimmung des Publikums einfühlen und Trends früh erspüren konnte, und er war – so Friedrich Nowottny, damals Intendant des WDR – „schlitzohrig, unerschrocken und durchsetzungsfähig“ genug, um aus einer der Wärmestuben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den Wilden Osten aufzubrechen.

Ein Landstrich ohne Mobiltelefone, in dem die Bewohner nach einer im Westen vielbelachten Pointe der Witz-Zeitschrift Titanic eine Gurke nicht von einer Banane unterscheiden konnten – das war nichts für schreckhafte Zeitgenossen. Reiter hatte seinem Leben ein anderes Maß abgetrotzt. Mit zweiundzwanzig Jahren querschnittsgelähmt hatte er angesichts einer von den Ärzten bescheinigten Lebenserwartung von gerade mal sieben Jahren die Smith&Wesson schon durchgeladen, um seiner quälenden Existenz ein Ende zu setzen – und sich dann im letzten Moment gegen die Selbstaufgabe entschieden. Wer das für sich erkämpft hat, der sagt zum Rest der Probleme, die die Welt so zu bieten hat: Na und?"


Ernst Elitz, ehemaliger Intendant des Deutschlandradios, in der Berliner Zeitung über den ausgeschiedenen MDR-Intendanten. Übrigens war damals auch der "wilde" Westen noch ein Landstrich ohne Mobiltelefone.
Zuletzt bearbeitet 31.10.2011 11:17 Uhr
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