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Stein der Weisen? US-Verlage küren Journalism Online zum Zahlmeister

Ist der Durchbruch von Paid Content nur eine Frage des Bezahlsystems? Die kriselnde Print-Branche in den USA ist offenbar wild entschlossen, es bald herauszufinden, nimmt man die Erfolgsmeldung des erst im April gegründeten Startups Journalism Online ernst: Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen, das ein einheitliches Bezahlmodell für Online-Inhalte vermarktet, Vorverträge mit 176 Tageszeitungs- und 330 Zeitschriften-Websites sowie weiteren "führende globale News-Sites" abgeschlossen - Gesamtreichweite 90 Millionen Besucher pro Monat.

Auf der Suche nach dem Stein der Weisen
Wie die Verlage heißen, die "Affiliates" von Journalism Online werden wollen, möchten die neuen Zahlmeister allerdings nicht offenbaren - angeblich mit Rücksicht auf die Kunden, denen man die Bekanntgabe selbst überlassen wolle. Der LA Times zufolge gehören weder deren Verlagsmutter Tribune Company noch McClatchy zu den Unterzeichnern; vielleicht aber der größte US-Zeitungsverlag Gannett oder die New York Times Company - sie verweigerten die Auskunft.

Den Stein der Weisen - wie man für Inhalte Geld verlangen kann, ohne dass der Strom der Werbeeinnahmen abbricht - hat allerdings auch Journalism Online nicht gefunden. Aus dieser Not macht die Firma, die von drei altgedienten Medienmanagern gegründet wurde, jedoch eine Tugend: "Alle Entscheidungen darüber, wieviel gezahlt wird, wofür bezahlt wird, wer bezahlen muss oder wie und ob Abonnements für Print, Online und E-Reader gebündelt werden, bleiben den Verlagen überlassen", sagte Mitgründer Steven Brill in einer Presseerklärung.

Free + Premium = Freemium
16 Bezahl-Modelle will Journalism Online offerieren. Die meisten Verlage werden wohl ihr Glück nach der Freemium-Formel versuchen - also einer Mischung aus "free" und "premium", bei der nur spezielle Inhalte kostenpflichtig sind. Der Rest bleibt frei abrufbar. Bei Journalism Online wird damit gerechnet, dass fünf bis 15 Prozent der Online-Nutzer einer solchen Freemium-Website zahlende Kunden werden. Im Durchschnitt, heißt es, würden sie dann wohl 50 bis 100 Dollar pro Jahr zahlen.

Klingt gut, wenn da nicht noch ein lästiges Problem wäre: Bisher haben die Verlage die Internet-Gemeinde nämlich wunderbar an kostenlose News gewöhnt. Das Geschäftsmodell von Journalism Online besteht nun darin, den Nutzern das Bezahlen leicht zu machen: Statt auf jeder Website ein separates Zugangskonto einzurichten, müssen sie sich auf der für Herbst angekündigten Bezahl-Plattform des Dienstes nur noch einmal registrieren - und natürlich darauf vertrauen, dass ihre Kreditkarten-Daten sicher sind.
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