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Fußball-Liga greift mit Leo Kirch nach den Sternen

Kein Scherz: Leo Kirch hat fünf Jahre nach der Pleite seiner Unternehmensgruppe den Zuschlag für die Vermarktung der Fußball-Bundesliga bekommen. Allerdings wird die Kirch-Agentur Sirius - eine Tochterfirma der KF 15, die offiziell von Kirchs Ehefrau und seinem langjährigen Geschäftsführer Dieter Hahn geleitet wird - nicht selbst die Rechte erwerben und weiterverkaufen, sondern lediglich eine Zwischenhändlerrolle übernehmen. Sirius: so hieß schon Kirchs erste, 1955 gegründete Filmrechte-Firma.

Vor fünf Jahren hatte Kirch noch selbst die Bundesliga-Rechte besessen und mit der Insolvenz die Kicker-Branche in schwere finanzielle Probleme gestürzt. Dennoch entschied sich eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga in Frankfurt für ein Comeback des inzwischen 81-Jährigen als Vermarkter.

Sechs Jahre Laufzeit
Kirchs Vertrag beginnt mit der Saison 2009/2010 und dauert sechs Jahre. Pro Saison garantiert er nach Angaben der Liga Lizenzeinnahmen von 500 Millionen Euro - 60 Millionen mehr, als die Liga aktuell erlöst. Bislang vermarktet die DFL ihre Fernsehrechte selbst; ab 2009 wird sie dies nur noch im Ausland tun. Hier sollen im Durchschnitt pro Jahr 70 Millionen Euro hereinkommen.

Auch wenn es zunächst hieß, dass Kirch mit dem Fußball nicht mehr selbst als Rechteinhaber Programm machen will, so soll er doch zusammen mit der DFL ab 2009 die Bundesliga produzieren. Schon jetzt liefert die DFL über ihre Tochterfirma Sportcast das Basissignal der Erst- und Zweitliga-Übertragungen. Künftig wird es aber ein komplettes Programmangebot geben. Beide Partner gründen dazu ein gemeinsames Unternehmen, in dem Kirchs Sirius mit 51 Prozent die Mehrheit hält. "Die redaktionelle Unabhängigkeit ist gewährleistet", heißt es dazu in einer Pressemitteilung der DFL, die übrigens den Namen Kirch nicht ein einziges Mal erwähnt.

Fußball in Eigenproduktion
Die Premiere-Aktie reagierte auf diese Ankündigung mit Verlusten im oberen einstelligen Bereich. Es ist allerdings nicht die Sorge um die Unabhängigkeit der Berichterstattung, die die Börse beschäftigt. Vielmehr könnte das Angebot eines fertig produzierten Programms künftig neue, von den Klubs dringend erwünschte Interessenten in den Rechtepoker locken - zu Lasten der ARD, die bekanntlich nicht börsennotiert ist, und eben von Premiere.

Der Bezahlsender gehörte vor fünf Jahren ja auch noch zu Kirchs Imperium, und so ist es schon ein verrücktes Comeback, das der 81-Jährige da aufs Parkett gelegt hat - auch wenn offenbar nicht alle Liga-Vertreter gemeinsam mit der Agentur Sirius nach den Sternen greifen wollten. Laut Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball wird der neue Vertrag aber "ein Maximum an Sicherheit" bringen. So muss der größte Pleitier der deutschen Mediengeschichte pro Saison eine 100-prozentige Bankbürgschaft für die von ihm garantierten Einnahmen vorlegen.

Sicher ist nur dies: Von der Deutschen Bank wird die Bürgschaft nicht stammen.
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