Enteignet die Öffentlich-Rechtlichen und andere steile Thesen
Artikel
| 05.01.2010
Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, hat in einem Interview mit der Welt die Abschaffung des Dualen Systems gefordert. Es habe sich überlebt. "Warum denken wir nicht über eine Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nach, etwa mit einer Beteiligung von Verlagen", fragt Fürstner dort rhetorisch.
Eine steile These zum Jahresbeginn. Dabei müsste die Print-Branche schon genug damit zu tun haben, ihr wegbrechendes Kerngeschäft zu stützen.
Eskalation um iPhone-App der Tagesschau
Fürstners Argumentation ist eine weitere Eskalationsstufe im vor Weihnachten entflammten Streit um eine iPhone-App der Tagesschau. Diese Anwendung gibt es zwar noch gar nicht; allerdings haben die Verlage in den letzten Monaten alles dran gesetzt, den zahlungsfreudigen Apple-Kunden kostenpflichtige Anwendungen für ihre Inhalte anzubieten, um endlich ein Erfolgserlebnis in Sachen Paid Content zu feiern. Da kommt die ARD-Ankündigung einer kostenlosen, weil bereits gebührenfinanzierten Applikation wie ein Keulenschlag daher.
"Wenn sich bezahlte Applikationen auf mobilen Geräten nicht durchsetzen, wird dies Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten", sagte denn auch Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner dem Focus.
Dass Döpfner hier maßlos übertreibt, muss selbst VdZ-Mann Fürstner ("in der Tat eine eher symbolhafte Diskussion") einräumen. Tatsächlich hat der VdZ schon im November ausrechnen lassen, dass der Anteil der mobilen Dienste am Gesamtumsatz im Jahr 2010 lediglich 2,5 Prozent betragen wird.
Aber es geht ums Prinzip: Die aus den fünfziger Jahren stammende Idee der Grundversorgung sei heute nicht mehr zeitgemäß, findet Fürstner. "Heute müsste Grundversorgung anders definiert werden: Es ist all das, was privatwirtschaftlich nicht in gleicher oder besser Qualität angeboten werden kann."
Kuriose Idee
Enteignen wir also statt einst Springer heute lieber ARD und ZDF? Eine kuriose Idee. Selbst der Privatfunk-Verband VPRT hat die Ritschratsch-Abschaffung des Dualen Systems nicht in seinem Programm. Dabei ließe sich Fürstners Diagnose in weiten Teilen zustimmen: Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk in immer neue Kanäle und Medien expandiert, hinkt die von den Ländern verbrochene Rundfunk-/Standortpolitik der Entwicklung hinterher - wenn sie nicht gerade demonstriert, wie man einen ZDF-Chefredakteur absägt.
Also das Duale System abschaffen? Wenn Fürstner Recht hat, dass sich der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk überlebt hat, dann muss er auch sagen, wer die ganzen Journalisten, die dort in Lohn und Brot stehen, künftig beschäftigen soll. Etwa die Verlage, die auch im kommenden Jahr weiterhin Stellen abbauen wollen, aber unverdrossen postulieren, dass sie - siehe oben - gleiche oder bessere Qualität anbieten können? Die auf Paid Content und das iPhone hoffen, aber eigentlich keine richtige Ahnung haben, wie sie in den neuen Märkten, wo jeder publizieren kann und darf, auf ihre früheren Renditen kommen sollen?
Es gibt Leute, die sagen, dass sich die großen Verlage selbst überlebt haben. Zu alt, zu unbeweglich, zu teuer. Man braucht sie nicht mehr. Auch eine steile These, gewiss.
Eine steile These zum Jahresbeginn. Dabei müsste die Print-Branche schon genug damit zu tun haben, ihr wegbrechendes Kerngeschäft zu stützen.
Eskalation um iPhone-App der Tagesschau
Fürstners Argumentation ist eine weitere Eskalationsstufe im vor Weihnachten entflammten Streit um eine iPhone-App der Tagesschau. Diese Anwendung gibt es zwar noch gar nicht; allerdings haben die Verlage in den letzten Monaten alles dran gesetzt, den zahlungsfreudigen Apple-Kunden kostenpflichtige Anwendungen für ihre Inhalte anzubieten, um endlich ein Erfolgserlebnis in Sachen Paid Content zu feiern. Da kommt die ARD-Ankündigung einer kostenlosen, weil bereits gebührenfinanzierten Applikation wie ein Keulenschlag daher.
"Wenn sich bezahlte Applikationen auf mobilen Geräten nicht durchsetzen, wird dies Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten", sagte denn auch Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner dem Focus.
Dass Döpfner hier maßlos übertreibt, muss selbst VdZ-Mann Fürstner ("in der Tat eine eher symbolhafte Diskussion") einräumen. Tatsächlich hat der VdZ schon im November ausrechnen lassen, dass der Anteil der mobilen Dienste am Gesamtumsatz im Jahr 2010 lediglich 2,5 Prozent betragen wird.
Aber es geht ums Prinzip: Die aus den fünfziger Jahren stammende Idee der Grundversorgung sei heute nicht mehr zeitgemäß, findet Fürstner. "Heute müsste Grundversorgung anders definiert werden: Es ist all das, was privatwirtschaftlich nicht in gleicher oder besser Qualität angeboten werden kann."
Kuriose Idee
Enteignen wir also statt einst Springer heute lieber ARD und ZDF? Eine kuriose Idee. Selbst der Privatfunk-Verband VPRT hat die Ritschratsch-Abschaffung des Dualen Systems nicht in seinem Programm. Dabei ließe sich Fürstners Diagnose in weiten Teilen zustimmen: Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk in immer neue Kanäle und Medien expandiert, hinkt die von den Ländern verbrochene Rundfunk-/Standortpolitik der Entwicklung hinterher - wenn sie nicht gerade demonstriert, wie man einen ZDF-Chefredakteur absägt.
Also das Duale System abschaffen? Wenn Fürstner Recht hat, dass sich der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk überlebt hat, dann muss er auch sagen, wer die ganzen Journalisten, die dort in Lohn und Brot stehen, künftig beschäftigen soll. Etwa die Verlage, die auch im kommenden Jahr weiterhin Stellen abbauen wollen, aber unverdrossen postulieren, dass sie - siehe oben - gleiche oder bessere Qualität anbieten können? Die auf Paid Content und das iPhone hoffen, aber eigentlich keine richtige Ahnung haben, wie sie in den neuen Märkten, wo jeder publizieren kann und darf, auf ihre früheren Renditen kommen sollen?
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