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Telekomgate bei Maybrit Illner: Obermann? Nie gehört

Immer eine engagierte Fragerin: Maybrit Illner (im Vordergrund Hans Leyendecker)
Foto: ZDF-Fernsehbild
Immer eine engagierte Fragerin: Maybrit Illner (im Vordergrund Hans Leyendecker)
Foto: ZDF-Fernsehbild
Maybrit Illner sprach viel, vielleicht sogar mehr als sonst in ihrer ZDF-Talkshow. Nur ein Wort nahm sie nicht in den Mund: "Obermann".

Rene Obermann ist bekanntlich Vorstand der Deutschen Telekom, um deren Bespitzelungs-Skandal es in Illners Sendung am letzten Donnerstag ging. Obermann ist aber auch seit einem Jahr der Lebensgefährte der Moderatorin - ein Umstand, der nicht geheim ist, aber auch nicht jedem Zuschauer bekannt sein musste. Wer um die Verbandelung des Spitzenmanagers mit der Fernsehfrau nicht aus dem Medienteil oder der Bunten wusste oder sich von Franz-Josef Wagner ("Es wird die spannendste Talkshow des Jahres: Kopf gegen Herz. Liebe oder Journalismus") hatte einweihen lassen, der konnte jedenfalls an diesem Talkshow-Abend den Eindruck gewinnen, als ginge es um ein ganz normales Thema in einer ganz normalen Sendung.

Ging es aber nicht: Obermann hatte zuvor ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender eine Interview-Absage erteilt und zudem den Anschein erweckt, dass Telekomgate in Illners Talkshow weniger gut aufgehoben wäre. Dem Handelsblatt hatte Brender zu Wochenbeginn noch erklärt: "Es geht nicht um Befangenheit. Es geht vor allem um den Anschein von Befangenheit."

Mit anderen Worten: Einer guten Journalistin wie Illner darf man zutrauen, Privates und Berufliches zu trennen. Doch ein Geschmäckle bleibt immer. Es ist allerdings ein Trugschluss, zu glauben, darüber ließe sich mit geradezu britischer Ungerührtheit - "Darüber reden wir nicht" - hinwegtäuschen.

Illners Talkrunde - darunter als einziger Telekom-Mann der wahrscheinlich bespitzelte Aufsichtsrat und Gewerkschafter Lothar Schröder - hielt sich überraschenderweise an das Obermann-Tabu. Nur Investigativ-Journalist Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung kritisierte einmal, die heutige Telekomführung habe es versäumt, sofort nach Kenntnisnahme der Bespitzelungen zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Den Namen Obermann nahm auch er nicht in den Mund.
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