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Stern.de und der Sumpf der Symbolfotos

Die neue Stern.de-Homepage. Klicken Sie auf Zoom, um den gesamten Seiten-Scroll zu sehen.
Netzpresse-Screenshot
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Seit zwei Tagen ist der neu gestaltete Internet-Auftritt des Stern online. Herausgekommen ist eine bilderstarke Seite, die zwar auf die eigenwillige Aufmachung der Vorgänger-Version (Logo im Titelbild) verzichtet, aber weiterhin auf Unterscheidbarkeit zur Konkurrenz setzt: "Keine Newsmaschine, die eine News nach der anderen ausspuckt", sondern ein "emotionaler Ratgeber" ist Stern.de laut Chefredakteur Frank Thomsen. Ersteres klingt nach einer Abkehr von der Atemlosigkeit der News-Ticker, letzteres nach einer Kreuzung aus Frauenzeitschrift und Service-Teilen a la Focus.de.

Journalistisch interessanter ist jedoch, wie die Website die Stärke des Mutterblattes umsetzt, Geschichten vom Foto her zu erzählen."stern.de setzt viel mehr auf bildstarken Fotojournalismus. Wir berichten emotionaler und richten uns viel stärker nach dem, was die User interessiert", versprach Thomsen in einem Meedia-Interview. Hört sich ehrgeizig an, birgt aber Fallstricke bei der Umsetzung, wie Thomsens Geleitartikel ungewollt zeigte. "Einen Überblick, was alles neu ist bei stern.de, finden Sie hier", heißt es dort. In Klammern folgt dann ein Hinweis an Redaktion/Layout ("'Hier' verlinken auf die Fotostrecke"), der sicher nicht online gehen sollte, aber bis jetzt online steht.

Der Stern braucht aber mehr blattmacherischen Überblick als die anderen Newsmaschinen, wenn er wirklich als Netz-Illustrierte reüssieren und mit seinem großen Aufmacher-Bild nicht im Sumpf der Symbolfotos untergehen will. Den emotionaleren, größeren Einstieg kann der über die gesamte Seitenbreite reichende Titel jedenfalls bieten, wie unsere Stichprobe zeigt: ein Vergleich der Aufmacher zum abgesagten Formel-1-Comeback von Michael Schumacher, in dem der Focus fehlt, weil er - anders als die anderen - mit Wechsel-Bildern arbeitet. (Hinweis: Screenshots sind auf ca. 70 Prozent skaliert.)

Schumacher-Aufmacher im Vergleich
Schumacher-Aufmacher bei Spiegel Online: Die Hauptfigur ist wegen des Helms nicht auf Anhieb identifizierbar. In der Randspalte muss der Aufmacher mit zwei kleineren Fotos konkurrieren.
Schumacher-Aufmacher bei Spiegel Online: Die Hauptfigur ist wegen des Helms nicht auf Anhieb identifizierbar. In der Randspalte muss der Aufmacher mit zwei kleineren Fotos konkurrieren.
Schumacher-Aufmacher bei Welt Online: Das Foto ist qualitativ schlechter als beim Spiegel und hat wegen der schmaleren Hauptspalte noch weniger Platz. Drei Bildern in der Randspalte lenken das Auge zusätzlich ab.
Schumacher-Aufmacher bei Welt Online: Das Foto ist qualitativ schlechter als beim Spiegel und hat wegen der schmaleren Hauptspalte noch weniger Platz. Drei Bildern in der Randspalte lenken das Auge zusätzlich ab.
Schumacher-Aufmacher bei Stern.de: Das angeschnittene Bild wirkt über die gesamte Breite. Trauriger Held ohne Helm, Bildtext negativ vor Bildhintergrund
Schumacher-Aufmacher bei Stern.de: Das angeschnittene Bild wirkt über die gesamte Breite. Trauriger Held ohne Helm, Bildtext negativ vor Bildhintergrund
Kommentare:
Dirk Schmidtke: Wahlabend bei stern.de
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