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Springer legt Print und Online bei "Welt"-Gruppe zusammen

Nachdem der Axel-Springer-Verlag vor über vier Jahren die regionale Berliner Morgenpost und die überregionale Welt redaktionell zusammenlegte, steht nun in der Zeitungsfamilie die nächste Vereinigung an: Künfig sollen auch Print und Online aus einer Hand redaktionell betreut werden. Erster Schritt sei die Schaffung eines gemeinsamen Newsrooms, teilte Springer mit.

Was in Deutschland neuartig wirkt, ist bei vielen US-Verlagen längst Praxis. Hier müssen Zeitungsreporter auch für den Internet-Auftritt arbeiten. Artikel werden nicht mehr zum Redaktionsschluss am Abend geliefert, sondern sofort - häufig mit mehreren Updates im Laufe des Tages. Auch das Newsroom-Konzept stammt aus den USA und wird zunehmend auch in Deutschland umgesetzt.

Welt online als Premium-Marke

Mit der selbst verkündeten "Online-Offensive" will Springer das Online-Angebot der Welt, das zu den ältesten deutschen Zeitungs-Websites überhaupt zählt, zur "Premium-Marke" ausbauen. Laut Verlagsgeschäftsführer Peter Würtenberger soll es "mit Hochdruck [...] zu einer der führenden nachrichten- und serviceorientierten Website Deutschlands" gemacht werden.

Tatsächlich hat Springer bislang Nachrichten-Portalen wie Spiegel Online oder Focus Online nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Dabei verspricht das Internet nach dem Zusammenbruch der New Ecomomy längst wieder steigende Werbeerlöse. "Wir erwarten im Online-Geschäft in den kommenden Jahren ein beachtliches Umsatz- und Ergebniswachstum, deswegen investieren wir jetzt zügig und entschlossen", so Würtenberger, der als Yahoo-Deutschland-Manager auch schon beim ersten, freilich böse verpufften Internet-Boom dabei war.

Keese als primus inter pares, Peters als Akademie-Chef
Aus der Neuordnung ergeben sich auch personelle Konsequenzen: Die gesamten Aktivitäten werden von einer gemeinschaftlichen Redaktionsleitung, bestehend aus den Chefredakteuren Roger Köppel, (Die Welt), Christoph Keese (Welt am Sonntag) und Carsten Erdmann (Berliner Morgenpost) sowie dem Geschäftsführenden Redakteur Romanus Otte, koordiniert. Die Leitung der Runde wird Keese übertragen, der auch "bis auf weiteres" für den Ausbau von Welt Online verantwortlich ist. Köppel wird zudem die Chefredaktion der Welt Kompakt übernehmen.

Im Januar 2007 will der Verlagskonzern zudem in Berlin eine medienübergreifende Journalistenakademie als "kreativer Think Tank" und "Zukunftslabor des Verlages" (Vorstandschef Mathias Döpfner) eröffnen. Dort wird auch die seit 1986 existierende Springer-Journalistenschule integriert. Die Leitung der Akademie soll Jan-Eric Peters übernehmen, derzeit noch Herausgeber der Welt-Zeitungsfamilie.
Zuletzt bearbeitet 25.04.2006 10:49 Uhr
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