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Süddeutsche Zeitung wird südwestdeutsch

Schöne neue Welt: Modell der künftigen Verlagszentrale
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Schöne neue Welt: Modell der künftigen Verlagszentrale
Das Gezerre um die Süddeutsche Zeitung ist vorbei. Wie der Süddeutsche Verlag mitteilte, wird die Südwestdeutsche Medien Holding die zum Verkauf stehenden Anteile von vier der fünf Alteigentümerfamilien übernehmen. Am 29. Februar 2008 soll die bereits Anfang Dezember beim Bundeskartellamt angemeldete Transaktion wirksam werden. Die Stuttgarter SWMH wäre dann Herr im süddeutschen Hause, und nicht nur dort.

Um den Erwerb des 62,5-prozentigen Anteilspaketes hatten sich mehrere deutsche Zeitungshäuser sowie Finanzinvestoren bemüht. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die verkaufswilligen Eigentümerfamilien Goldschagg, von Seidlein, Schwingenstein und Dürrmeier hatten zuvor pro Anteil zehn Millionen Euro gefordert, während die SWMH zunächst nur 7,5 Millionen - in der Summe also knapp 470 Millionen Euro - zahlen wollte. Laut Medienberichten bot die SWMH am Ende aber doch 600 Millionen Euro.

Noch ein wenig geziert
Zum Schluss lief das Geschäft ähnlich ab wie in den USA der Verkauf des Wall Street Journals durch die uneinige Verlegerfamilie Bancroft an Rupert Murdoch: Die SZ-Anteilseigner zierten sich noch ein wenig und bekundeten ihre Sorge um der Erhalt der Qualität der Süddeutschen Zeitung. Nachdem zunächst ein Familienstamm (die Schwingensteins) separat verhandelt hatte, verkauften schließlich alle vier an den Neugesellschafter; der ist in der SZ-Redaktion fast so unbeliebt wie Murdoch jenseits des großen Teichs.

2002 war die Stuttgarter SWMH, deren Hauptgesellschafter die Medien Union Ludwigshafen und die Gruppe Württembergischer Verleger sind, bei dem damals tief in die roten Zahlen gerutschten Süddeutschen Verlag eingestiegen. Für ihr Geld bekam sie 18,75 Prozent und ließ sich ein Vorkaufsrecht für weitere Anteile verbriefen. Darüber kam es allerdings zum Gesellschafter-Streit.

Zeitweilig redete man nur noch vor Gericht miteinander, die beiden SWMH-Vertreter verließen unter Protest den Münchner Aufsichtsrat. Einer von ihnen ist Richard Rebmann, Verleger des Schwarzwälder Boten. Rebmann tritt am 1. Januar 2008 die Nachfolge von Jürgen Dannenmann als SWMH-Geschäftsführer an; sein Bote wird ebenfalls von der SWMH übenommen. Die Zukunft der Süddeutschen Zeitung liegt damit unter dem Dach eines südwestdeutschen Zeitungsriesen.
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