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Fernseh-Fußball: Der nächste Deal ist immer der schwerste

Ende letzter Woche hat die Deutsche Fußball-Liga offiziell verkündet, was längst jeder wusste: Der TV-Vertrag mit der Vermarktungsagentur Sirius ist offiziell aufgehoben worden. Auch ein selbstproduziertes Bundesliga-TV wird es nicht geben. Für die Klubs ein herber Schlag: Leo Kirchs Comeback-Kommando hätte ihnen pro Jahr 500 Millionen Euro Einnahmen und damit einen Aufschlag von fast 18 Prozent garantiert. Nun müssen die Beteiligten mit einem stagnierenden Preisniveau rechnen. Was zur Schadens-Bewältigung bleibt, sind bewährte Fußball-Weisheiten:

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Die DFL muss die Rechte nun erneut ausschreiben, und zwar schnellstens, denn der alte Vertrag läuft mit dieser Saison ab. Hau-Ruck-Aktionen ist die Liga-Gesellschaft aber schon gewohnt: Vor drei Jahren kündigte die DFL ihre Ausschreibung am 1. Oktober an und vergab drei Tage vor Weihnachten die Rechte. Damals war das eine schöne Bescherung.

Heute sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der Süddeutschen Zeitung zum angestrebten Zeitplan: "Möglicherweise könnte die Entscheidung schon Anfang Dezember fallen. Einige Marktteilnehmer sind bekanntlich an Klarheit vor dem Weihnachtsgeschäft interessiert."

Das nächste Spiel ist immer das schwerste: Schuld an der Misere aus Sicht der DFL ist das Bundeskartellamt, das im Namen der Fernsehzuschauer eine Art Bestandsschutz für die ARD-Sportschau einführte: Bundesliga-Fußball muss, so die Wettbewerbshüter, vor 20 Uhr frei empfangbar bleiben. Das macht den Rechteverkauf schwer.

DFL und Sirius wollten dem Pay-TV zum Durchbruch verhelfen, indem der frei empfangbare Fußball am Samstag abend ins Sende-Abseits nach 22 Uhr gestellt würde. Dazu wird es nun nicht kommen. Um das Produkt irgendwie für das Bezahlfernsehen aufzuwerten, ventiliert die Liga jetzt einen "Super-Sonntag" mit drei statt wie bisher zwei Spielen: Anpfiff nicht gleichzeitig, sondern hintereinander um 13.30 Uhr, 15.30 Uhr und 17.30 Uhr.

Gib mich die Kirsche! Vor drei Jahren trat mit Arena plötzlich ein Herausforderer für Premiere auf den Plan. Im Rechte-Poker erzielte die DFL eine Steigerung der jährlichen TV-Einnahmen von 275 Millionen Euro auf 410 Millionen Euro. Arena konnte sein Rekordangebot allerdings nicht refinanzieren und musste später aufgeben.

Bleibt allein Premiere übrig. Auch die ARD wird wohl auf dem Free-TV-Markt konkurrenzlos bleiben. Entsprechend niedrig hängen die Erwartungen. Selbst Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach gegenüber Sport-Bild davon, "zumindest den Status quo von 409 Millionen Euro für die Inlandsrechte zu erhalten".

Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich. Noch einmal DFL-Geschäftsführer Christian Seifert in der Süddeutschen Zeitung: "Nicht Idee und Konzept unseres Modells sind gescheitert. Die Gründe liegen vielmehr in einer schwer nachvollziehbaren Entscheidung des Bundeskartellamts bezüglich der Zentralvermarktung". Seifert warf den deutschen Wettbewerbshütern vor, über die EU-Rahmenbedingungen für eine Fußball-Zentralvermarktung hinausgegangen zu sein. "Niemand konnte sich doch bisher vorstellen, dass die Ausstrahlung der Bundesliga an eine bestimmte Uhrzeit gekoppelt wird."

Bei der Neuausschreibung will sich die DFL nun genau an die Kartellamts-Vorgaben halten. Seifert: "Jetzt gilt: Hadern verboten." Eine andere Wahl gibt es auch nicht, wenn die Fernsehverträge rechtzeitig in Kraft treten sollen.
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