
Unterschätzt mir diesen Harry Potter nicht! Jung-Verleger Roger Köppel
Foto: Axel Springer Verlag
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Die Personalie schlägt in der Schweiz höhere Wellen als in Deutschland. Künftig wird Köppel nämlich nicht nur als Chefredakteur, sondern auch als Verleger der Weltwoche agieren: Anfang des kommenden Jahres soll er 60 Prozent der Aktien des Wochenzeitung übernehmen.
Den Kauf bezahlt Köppel mit seinem eigenen Vermögen und Krediten. Der bisherige Besitzer, die Jean Frey AG, behält an der auszugliedernden Weltwoche Verlags-AG nur noch eine Minderheitsbeteiligung von 40 Prozent. Der Wechsel vom angestellten Journalisten zum Unternehmer und Verleger sei "eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen darf", sagte der umstrittene Blattmacher dem Schweizer Fernsehen.
Schon in seiner ersten Amtsperiode bei der Weltwoche von 2001 bis 2004 versetzte Köppel die Schweizer Medienöffentlichkeit in Aufregung: Nachdem er erfolgreich das Format verkleinert hatte, führte Köppel das zuvor liberale Blatt in die politische Nähe des Schweizer Rechtspupulisten Christoph Blocher. Das tat weder der Auflage noch dem Klima in der Redaktion gut. Springers Interesse an seiner Person schadete es aber auch nicht.
Solche Aufsehen erregte Köppel in Deutschland nicht, zumal in seine Regentschaft die Integration der Welt mit ihrer kleinen Schwesterzeitung Welt Kompakt und der Beliner Morgenpost fiel, die derzeit in die Bildung eines gemeinsamen Newsrooms mit Blatt-übergreifenden Groß-Ressorts mündet. Die Aufsicht in der neuen Spitzenrunde der Chefredakteure führt nun Christoph Keese von der Welt am Sonntag; das schmälerte Köppels Welt-Herrschaft erheblich.
Offenbar ist man in Springers Verlagszentrale aber der Ansicht, dass die Welt trotz der neuen Redaktionsstruktur in der sogenannten "blauem"-Zeitungsgruppe weiterhin einen Chefredakteur braucht. Mit dem ehemaligen Welt-Meinungsressortleiter Thomas Schmid, zuletzt Politik-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, wurde bereits Köppels Nachfolger benannt.