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Thomas Bellut neuer Intendant des Ein-Kandidaten-Systems ZDF

Der künftige ZDF-Intendant Thomas Bellut
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei
Der künftige ZDF-Intendant Thomas Bellut
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei
Gemessen an früheren Jahren glich die Wahl des fünften Intendanten in der Geschichte des ZDF einem geruhsamen Spaziergang. Der bisherige Programmdirektor Thomas Bellut, wie sein nicht mehr angetretener Vorgänger Markus Schächter Unions-nah verortet, wurde mit 70 von 73 Stimmen gewählt; 47 Stimmen, eine Dreifünftel-Mehrheit, hätten auch gereicht. Nach der peinlichen Polit-Schlammschlacht vor der Wahl von Schächter anno 2002 hatten sich die schwarzen und roten Machtblöcke im Fernsehrat frühzeitig auf ein Ein-Kandidaten-System verständigt.

"Ich habe dem Fernsehrat heute den amtierenden Programmdirektor als Kandidaten für die Nachfolge von Markus Schächter vorgeschlagen, nachdem ich bei meinen Sondierungen im Vorfeld den sicheren Eindruck gewonnen hatte, dass er die erforderliche Mehrheit erreichen kann", sprach der Bundestagsabgeordnete und Fernsehrats-Vorsitzende Ruprecht Polenz (CDU). So viel staatstragende Harmonie vermochten letztlich auch zwei Unbotmäßigkeiten von außerhalb des hermetischen Rundfunk-Zirkels nicht zu erschüttern.

FAZ-Facebook-gesteuerte Wutbürger-Spaßguerilla
Zuerst erklärte Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in einem semisatirischen Artikel seine Kandidatur. Obwohl Seidl nicht halb so telegen wie Bellut ist, versammelte er - Respekt! - auf einer Facebook-Seite 2.450 Anhänger. Leider befand sich darunter kein Fernsehrat, der ihn den Statuten gemäß vorgeschlagen hätte. An dieser Bedingung scheiterte dann auch noch der Eilantrag eines "Bürgers aus Hessen" (FAZ), der vor dem Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz die Intendantenwahl stoppen wollte.

Nachdem die Übernahme des ZDF durch eine FAZ-Facebook-gesteuerte Wutbürger-Spaßguerilla also gescheitert ist, darf Bellut "die großen Herausforderungen, die vor ihm und dem ZDF liegen" (noch einmal Polenz), nun beherzt angehen. Sofern Schächter nicht früher geht, wird der 56-Jährige, dem die FAZ gerade noch einmal doppelbödig bescheinigte, "dass er eine gute Wahl ist, er steht für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der keine Grenzen kennt", den Intendantenstuhl allerdings erst am 15. März 2012 erklimmen können.
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