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Nannen-Preis: Da lacht der Qualitätsjournalist

Nicht nur Bundestrainer haben das Privileg der Nachnominierung. Auch die Chef-Jogis von Spiegel, Zeit und Geo, Georg Mascolo, Giovanni di Lorenzo und Peter-Matthias Gaede, hoben nachträglich noch Beiträge aus den eigenen Blättern ins Aspirantenfeld für den Henri-Nannen-Preis, Mascolo gleich zwei. Praktischerweise sitzen beide in der Jury.

Selbst die von der Vorjury ausgebootete Bild-Recherche über das Hubschrauber-Bombardement im Kundus schaffte es noch auf die Liste - obwohl Springer nicht in der Jury vertreten ist und Kai Diekmann auch keine Blog-Postings in eigener Sache mehr absetzt.

Strahlkraft in schlechten Zeiten
Das Geschiebe hinter den Kulissen beweist: Das Licht eines renomierten Journalisten-Preises wie der von Gruner+Jahr gesponserten "Henri"-Büsten, die an Stern-Gründer Henri Nannen erinnern, strahlt in schlechten Zeiten umso heller. Hier darf sich die Branche selbst feiern, hier werden - jenseits von Wikileaks, Open data für alle und diesem ganzen Internet - noch die Leistungsträger der Verlags-Publizistik gefeiert.

Die Gewinner kommen allerdings - fast wie in der Kickerei - immer aus denselben Klubs. Zweimal Geo und einmal der Stern aus dem Hause des Preisstifters, einmal Spiegel, eine G+J-Beteiligung, dazu das Magazin der Süddeutschen Zeitung mit dem erstmals vergebenen Sonderpreis und als gerne genommener Preis-Farbtupfer das Fußball-Magazin Süddeutschen Zeitung: ein Spieltag ohne Überraschungen, würden die Reporter in der Bundesliga-Konferenz routiniert konstatieren.

Reportage-Preis für Hania Luczak
Aufwändige Reportagen und Recherchen wollen und können sich ohnehin nur wenige Titel leisten. Tageszeitungen schafften es in fünf Kategorien lediglich drei Mal in die Endauswahl; darunter befand sich neben zwei Nominierungen in der Kategorie "Humor" eine ernstzunehmende Recherche von Klaus Ott aus der Investigativ-Redaktion der SZ.

Und die Nachnominierungen? Eine kam durch, sogar auf den ersten Platz in der Reportage-Kategorie: Hania Luczak gewann mit ihrem Geo-Text Ein neuer Bauch für Lenie den früher selbständigen Egon-Erwin-Kisch-Preis. Die Jury lobte ihre Wissenschaftsreportage als "genau, präzise, empathisch und frei von Kitsch".

Altkanzler Helmut Schmidt wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet, legte bei der Verleihungs-Gala im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg aber überzeugend dar, warum auch nach 25 Jahren als Zeit-Herausgeber aus ihm kein richtiger Pressemann geworden ist: "Dafür fehlt es mir an der Ader zur Oberflächlichkeit". Da lacht der Qualitäts-Journalist.

Die weiteren Preisträger:
Dokumentation: Katja Gloger, Jan Christoph Wiechmann, Giuseppe Di Grazia (Stern) für Amerikas dunkles Geheimnis

Investigation: Jürgen Dahlkamp, Gunther Latsch, Jörg Schmitt (Spiegel) für die Middelhoff-Arcandor-Enthüllungen "Ein grandioses Geschäft", "Der unglaubliche TM", "Tricky Schicki Micki" und "Prestige und Preis"

Humor: Andreas Bock, Dirk Gieselmann, Fabian Jonas, Lucas Vogelsang (11freunde.de) für den 11Freunde-Liveticker

Fotoreportage: Tomás Munita (GEO) für Insel der Qualen

Sonderpreis: Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much, Bastian Obermayer (SZ-Magazin) für Briefe von der Front
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