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Lizenzentzug nach Korruptionsverdacht bei bayerischen Medienkontrolleuren

Seit 1984 lief die Lizenzerteilung gleichsam wie geschmiert. Doch nun hat die Produktionsfirma C.A.M.P. TV ihren Auftrag für das bayerische Regionalprogramm bei RTL und Sat.1 verloren. Der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien beschloss auf seiner Sitzung am 14. Mai kurzfristig eine Neuausschreibung der Sendezeitanteile - C.A.M.P. TV produziert 80 Prozent des Fensterprogramms.

"Maßgeblich dafür war, dass der Geschäftsführer der C.A.M.P. TV Fernsehgesell­schaft mbH, Herr Ralph Piller, Darlehensverträge zwischen der TV Finanz GmbH und Frau Adelt, der damaligen Lebensgefährtin des ehemaligen Medienrats­vorsitzenden Klaus Kopka, unterzeichnet hatte und andererseits ein konkreter Anfangsverdachts für mehrere Verstöße gegen das Verbot der Schleich­werbung", heißt es grammatikalisch unkorrekt in einer gewundenen Pressemitteilung der BLM.

Vorwürfe gegen Ex-Medienrats-Chef?
Offenbar gab es bei der Lizenzerteilung aber noch ganz andere Unkorrektheiten. Nicht nur der Schleichwerbe-Verdacht, sondern sogar ein Korruptions-Vorwurf steht im Raum. Denn die Süddeutsche Zeitung enthüllte, dass der bis 2003 amtierende Medienrats-Chef Klaus Kopka von Camp TV mehrere Kredite erhalten habe.

Von der Affäre wusste auch der BLM-Direktor: Wolf-Dieter Ring verfasste noch wenige Tage vor der Medienrats-Sitzung einen Brief: "Nach Überprüfung des Zeitpunkts bin ich zur Überzeugung gelangt, dass mich der ehemalige Vorsitzende des Medienrats, Klaus Kopka, im Frühsommer 2003 mündlich über die Tatsache unterrichtet hat, dass er und seine damalige Lebens­gefährtin Darlehen von Herrn Burkei erhalten haben, mit dem er persönlich befreundet war." Ralph Burkei, bei den Terroranschlägen in Mumbay verstorbener Mitgesellschafter von C.A.M.P. TV, war damals auch Schatzmeister der Münchner CSU; Kopka ist ein CSU-Landtagsabgeordneter a.D.

Ring schrieb nun, er sei seiner Informationspflicht gegenüber den anderen BLM-Organen nachgekommen. Gemeinsam habe man dann Kopka überzeugt, sich nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen. Die Öffentlichkeit wurde hingegen nicht unterrichtet. Statt dessen lief die Lizenz für C.A.M.P. TV weiter, als wäre nichts geschehen. Eine Verlängerung um weitere acht Jahre stand für den 14. Mai schon auf der Tagesordnung.
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