
RTL hat nicht nur Dr. House, sondern auch das eigenproduzierte Doctor's Diary (Szenenfoto mit Diana Amft) zu bieten
Foto: RTL
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Die nicht ganz überraschende Beinahe-Pleite der Privaten ist nicht die einzige Auffälligkeit im Sender-Ranking. Auch das ZDF, vor einem Jahr noch ganz vorne, erlebte einen Einbruch. Nur zwei der elf öffentlich-rechtlichen Preisträger-Produktionen gingen diesmal auf das Konto der Mainzer. Dagegen waren die ARD-Anstalten an neun Grimme-Gewinnern beteiligt. Drei Mal darf sich Arte als Ko-Produzent geehrt fühlen, einmal auch 3Sat.
Ein Jahrgang ohne scharfe Konturen
So aufregend dieses Ranking für manche Programm-Verantwortlichen klingen mag - relativiert wird die Bilanz dadurch, dass dieser Grimme-Jahrgang ohne scharfe programmliche Konturen blieb: Mixed Pickles statt Leuchtturm-Produktionen. Das heißt nicht, dass generell Mangel an preiswürdigen Kandidaten geherrscht hätte; vor allem die Bandbreite der oftmals am späten Abend versendeten Dokumentationen ist beeindruckend und war in den Augen der Juroren fünf Mal preiswürdig. Nur drängte sich eben niemand auf.
Ein Beispiel: Hätte die Jury die nominierte TV-Comedy Switch Reloaded gekürt, wäre sogar ProSieben noch unter die Preisträger gekommen und die Privaten hätten ihre Ausbeute um 100 Prozent gesteigert. Aber die Juroren wollten es anders und zeichnete die politsatirische Extra 3-Rubrik "Johannes Schlüter" aus - nicht ohne einen Hinweis auf die verblichene RTL Samstag Nacht und deren Kunstfigur "Karl Ranseier". Auch mit Sozial-Doku-Soaps und Kochsendungen war für die Privaten kein Kochtopf zu gewinnen. So wird wohl oder übel wieder der Vorwurf laut werden, der wichtigste deutsche Fernsehpreis-Preis sei (zu) elitär.
Selbst Grimme-Direktor Uwe Kammann flüchtete sich angesichts dieser Unübersichtlichkeit in Gemeinplätze: "Auch das vergangene Jahr hat bewiesen, was Fernsehen kann, wenn die Macher Bestes wollen und auch dürfen", wird er in der Pressemitteilung des eigenen Hauses zitiert. Besonders aufregend klingt das nicht.