Der Grimme-Preis und ein Fernsehen, das es nicht mehr gibt
Artikel
| 16.03.2011
Der Adolf-Grimme-Preis wird immer mehr zur Feierstunde eines Fernsehens, das es so nicht mehr gibt - weil es vom Publikum kaum noch beachtet oder von den Fernsehmachern auf unattraktive Sendeplätze abgeschoben wird. Der aktuelle Grimme-Jahrgang bietet für diese Entfremdung von Qualität und Quoten-Geschmack jede Menge Anschauungsunterricht - bei den Preisträgern ebenso wie bei den Nicht-Ausgezeichneten.
Da hat RTL 2010 erstmals seit sieben Jahren wieder die Marktführerschaft nicht nur in der sogenannten "werberelevanten Zielgruppe" inne - aber keine einzige RTL-Produktion wurde ausgezeichnet. Schlimmer noch: es wurde überhaupt kein Privatsender mit einem Preis bedacht, nicht einmal in der Unterhaltungs-Kategorie, die 2007 als Hinwendungs-Versuch zu Comedy und Show eingeführt wurde.
Doch selbst die zumindest Fernseh-politisch durchaus bahnbrechende Koproduktion der ARD mit Stefan Raab und ProSieben bei Unser Star für Oslo kam diesmal bei der Jury nicht durch. Fragt sich nur, für wen diese Schlappe wirklich schlimm ist: für die Privatsender oder für den Grimme-Preis, der dadurch wieder in die elitäre Ecke rückt?
Den Rahmen sprengend
Gegenbeispiel: Mit dem Krimi-Epos Im Angesicht des Verbrechens des schon zum neunten Mal dekorierten Regisseurs Dominik Graf, einer Milleustudie aus der Grauzone zwischen Polizei und russischer Mafia in Berlin, wurde ein Mehrteiler ausgezeichnet, der mangels Quote fast abgesetzt wurde. Abgesetzt nicht etwa von einem Privatsender, sondern vom Ersten Programm.
Die letzten drei Folgen des "überragenden Gesamtkunstwerks“ (Grimme-Chef Uwe Kamann), das auch deshalb den Rahmen sprengte, weil die Produktionsfirma Typhoon AG von den Kosten in die Insolvenz getrieben wurde, wurden im letzten November hintereinander in einer Nacht abgespult. Der Marktanteil der am gewiss schwierigen Freitag-Abend nach 21.45 Uhr ausgestrahlten sieben vorausgegangenen Episoden lag mit 8,1 Prozent unter dem ARD-Monatsdurchschnitt, so einfach war das.
Zwölf Preise verleiht das Grimme-Institut in diesem Jahr. Elf Mal waren ARD-Anstalten beteiligt, nur einmal das ZDF - für Doris Dörries Serie Klimawechsel über Frauen in den Wechseljahren. Am 1. April 2011 werden die Preise im Theater Marl verliehen. Es droht eine recht einsame Feier des guten Geschmacks werden.
Alle Preisträger mit Links zu den Jury-Begründungen:
Kategorie Fiktion
Im Angesicht des Verbrechens (WDR/arte/Degeto/BR/SWR/NDR/ORF)
Rolf Basedow (Buch), Dominik Graf (Regie), Michael Wiesweg (Kamera), Claudia Wolscht (Schnitt), Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Mišel Matičević, Marie Bäumer (Darstellung), Wolf-Dietrich Brücker (stellvertretend für die Redaktionen)
Tatort: Nie wieder frei sein (BR)
Dinah Marte Golch (Buch), Christian Zübert (Regie), Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Lisa Wagner (Darstellung)
Neue Vahr Süd (WDR/RB)
Christian Zübert (Buch), Hermine Huntgeburth (Regie), Bettina Schmidt (Szenenbild), Frederick Lau (Darstellung)
In aller Stille (BR)
Ariela Bogenberger (Buch), Rainer Kaufmann (Regie), Nina Kunzendorf (Darstellung)
Keine Angst (WDR)
Martina Mouchot (Buch), Aelrun Goette (Regie), Michelle Barthel (Darstellung)
Kategorie Information & Kultur
Aghet - Ein Völkermord (NDR)
Eric Friedler (Buch/Regie)
Iran Elections 2009 (WDR/ARTE)
Ali Samadi Ahadi (Buch/Regie), Jan Krüger (Produktion), Oliver Stoltz (Produktion)
Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte (WDR/NDR/rbb/ARTE)
Birgit Schulz (Buch/Regie), Katharina Schmidt (Schnitt)
DDR ahoi (MDR/NDR)
Lutz Pehnert (Buch/Regie, stellvertretend für das Team)
20 x Brandenburg (rbb)
Johannes Unger (Idee/Projektleitung), Andreas Dresen (künstlerische Leitung)
Kategorie Unterhaltung
Krömer - Die internationale Show (rbb)
Kurt Krömer (Gastgeber/Hauptdarsteller)
Klimawechsel (ZDF)
Doris Dörrie (Buch/Regie), Ruth Stadler (Buch), Gloria Behrens (Regie), Vanessa Jopp (Regie)
Da hat RTL 2010 erstmals seit sieben Jahren wieder die Marktführerschaft nicht nur in der sogenannten "werberelevanten Zielgruppe" inne - aber keine einzige RTL-Produktion wurde ausgezeichnet. Schlimmer noch: es wurde überhaupt kein Privatsender mit einem Preis bedacht, nicht einmal in der Unterhaltungs-Kategorie, die 2007 als Hinwendungs-Versuch zu Comedy und Show eingeführt wurde.
Doch selbst die zumindest Fernseh-politisch durchaus bahnbrechende Koproduktion der ARD mit Stefan Raab und ProSieben bei Unser Star für Oslo kam diesmal bei der Jury nicht durch. Fragt sich nur, für wen diese Schlappe wirklich schlimm ist: für die Privatsender oder für den Grimme-Preis, der dadurch wieder in die elitäre Ecke rückt?
Den Rahmen sprengend
Gegenbeispiel: Mit dem Krimi-Epos Im Angesicht des Verbrechens des schon zum neunten Mal dekorierten Regisseurs Dominik Graf, einer Milleustudie aus der Grauzone zwischen Polizei und russischer Mafia in Berlin, wurde ein Mehrteiler ausgezeichnet, der mangels Quote fast abgesetzt wurde. Abgesetzt nicht etwa von einem Privatsender, sondern vom Ersten Programm.
Die letzten drei Folgen des "überragenden Gesamtkunstwerks“ (Grimme-Chef Uwe Kamann), das auch deshalb den Rahmen sprengte, weil die Produktionsfirma Typhoon AG von den Kosten in die Insolvenz getrieben wurde, wurden im letzten November hintereinander in einer Nacht abgespult. Der Marktanteil der am gewiss schwierigen Freitag-Abend nach 21.45 Uhr ausgestrahlten sieben vorausgegangenen Episoden lag mit 8,1 Prozent unter dem ARD-Monatsdurchschnitt, so einfach war das.
Zwölf Preise verleiht das Grimme-Institut in diesem Jahr. Elf Mal waren ARD-Anstalten beteiligt, nur einmal das ZDF - für Doris Dörries Serie Klimawechsel über Frauen in den Wechseljahren. Am 1. April 2011 werden die Preise im Theater Marl verliehen. Es droht eine recht einsame Feier des guten Geschmacks werden.
Alle Preisträger mit Links zu den Jury-Begründungen:
Kategorie Fiktion
Im Angesicht des Verbrechens (WDR/arte/Degeto/BR/SWR/NDR/ORF)
Rolf Basedow (Buch), Dominik Graf (Regie), Michael Wiesweg (Kamera), Claudia Wolscht (Schnitt), Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Mišel Matičević, Marie Bäumer (Darstellung), Wolf-Dietrich Brücker (stellvertretend für die Redaktionen)
Tatort: Nie wieder frei sein (BR)
Dinah Marte Golch (Buch), Christian Zübert (Regie), Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Lisa Wagner (Darstellung)
Neue Vahr Süd (WDR/RB)
Christian Zübert (Buch), Hermine Huntgeburth (Regie), Bettina Schmidt (Szenenbild), Frederick Lau (Darstellung)
In aller Stille (BR)
Ariela Bogenberger (Buch), Rainer Kaufmann (Regie), Nina Kunzendorf (Darstellung)
Keine Angst (WDR)
Martina Mouchot (Buch), Aelrun Goette (Regie), Michelle Barthel (Darstellung)
Kategorie Information & Kultur
Aghet - Ein Völkermord (NDR)
Eric Friedler (Buch/Regie)
Iran Elections 2009 (WDR/ARTE)
Ali Samadi Ahadi (Buch/Regie), Jan Krüger (Produktion), Oliver Stoltz (Produktion)
Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte (WDR/NDR/rbb/ARTE)
Birgit Schulz (Buch/Regie), Katharina Schmidt (Schnitt)
DDR ahoi (MDR/NDR)
Lutz Pehnert (Buch/Regie, stellvertretend für das Team)
20 x Brandenburg (rbb)
Johannes Unger (Idee/Projektleitung), Andreas Dresen (künstlerische Leitung)
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