Die FAZ kauft also die FR aus der Insolvenz heraus. Doch was kauft sie eigentlich? Sie übernimmt eine traditionsreiche Marke, eine schrumpfende Abonnenten-Datenbank und eine Zeitung fast ohne Menschen. Nur 28 Redakteure werden in eine neue Frankfurter Rundschau GmbH übernommen, darunter einer der beiden Chefredakteure, Arnd Festerling. Die übrigen 420 Mitarbeiter - davon 300 direkt beim Verlag Angestellte - verlieren ihren Job. Rettung sieht anders aus.
Kein Zeitungs-Zombie
Trotzdem soll die FR nicht als Zeitungs-Zombie enden wie jüngst die Westfälische Rundschau. Die neuen Eigentümer haben versprochen, die FR bleibe als linksliberale, überregionale Zeitung erhalten. Dafür soll auch die nach dem Zeitungsgründer benannte Karl-Gerold-Stiftung stehen, die an der GmbH zu zehn Prozent beteiligt bleibt.
Neu ist diese Perspektive freilich nicht. Das gleiche Versprechen haben auch schon die Vorbesitzer, der Kölner Verlag DuMont Schauberg und sein Mit-Gesellschafter, die SPD-Medienholding dd.vg, abgegeben. Sie haben allen Ecken gespart, haben eine Redaktions-Kooperation mit der Berliner Zeitung eingerichtet, die FR ins Tabloid-Format transformiert - und das Blatt doch in die Insolvenz geschickt. Weil aber der Mantelteil der FR nur noch für eine Übergangszeit aus Berlin kommt, werden auch dort Stellen wegfallen. Zeitungs-Domino.
Keine Frage der Ideologie
Ausgerechnet die "konservative" FAZ wird also die "linksliberale" FR schlucken. Vor zehn, 20 Jahren wäre das undenkbar gewesen. Heute nicht mehr. Die FR ist so "linksliberal" wie die Süddeutsche, aber weit entfernt von deren Relevanz. Sie hat ihren Markenkern längst verloren und die meisten Leser auch. Aktuell sollen nur noch 60.000 bis 70.000 Exemplare pro Tag verkauft werden. Diese Nachfrage wird künftig von der FAZ im FR-Schafspelz zu nochmals minimierten Kosten bedient.
Die meisten Journalisten werden frei oder ausgeliehen sein (wie das geht, haben schon die Vorbesitzer mit dem Redaktionsdienstleister Pressedienst Frankfurt vorgemacht). Den Verlag übernimmt die FAZ, den Druck die Societäts-Druckerei. Anzeigen werden künftig gemeinsam für drei Titel verkauft. So könnte es noch für ein paar Jahre gehen. Und deshalb fällt die Vorstellung, dass die FAZ die FR übernimmt, auch niemandem mehr schwer. Am 28. Februar, einen Tag nach der Zusage des Bundeskartellamtes, war der Kauf perfekt.