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Zitiert: Der Rechenschieber von der WAZ, der Journalisten auch beschimpft

Von Günther Grotkamp erzählt man sich in Essen die Anekdote, dass er vor Jahrzehnten einmal gefragt wurde, ob die WAZ aus seiner Sicht eine gute Zeitung sei. Da habe er nicht die WAZ durchgeblättert, sondern einen Rechenschieber herausgeholt und Zahlen hin- und hergeschoben. Und dann 'Ja' gesagt. Grotkamp ist inzwischen 86 Jahre alt, und es gibt unterschiedliche Ansichten in Essen, inwieweit er in das Geschäft involviert ist. Aber er hat aus Sicht der WAZ-Redakteure ohnehin seinen eigenen Rechenschieber installiert, den Geschäftsführer Manfred Braun, der vom Bauer-Verlag kam. Braun, so macht es den Eindruck, rechnet jeden Morgen durch, ob an diesem Tage gekündigt werden muss, oder erst an dem darauf. Runde um Runde geht das bei der WAZ so, die Mannschaft ist zermürbt. Da war es schon eine Leistung von Braun, die Truppe noch einmal derart gegen sich aufzubringen. Er schmeißt Journalisten nicht nur raus, er beschimpft sie auch noch öffentlich. Das hat es so in der deutschen Verlagslandschaft selten gegeben, und schon gar nicht bei der WAZ, die früher immer sozialverträglich abbaute. [...]

Wie fest Braun im Sattel sitzt, kann man schwer sagen. Die einen glauben, dass er den Grotkamps Geld liefern muss, damit die ihre Kredite bedienen können. Die anderen wollen wissen, dass einige Miteigentümer ihn sehr kritisch sehen. Braun hat sich zumindest mit der Entlassung fast aller Redakteure bei der WR seinen Traum vom modernen Lokaljournalismus erfüllt. Eine Zeitung ohne Journalisten, die nur noch auf dem Papier existiert, im wahrsten Sinne des Wortes.
Bernd Dörries, Düsseldorfer Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, arbeitet sich auf der Medienseite launig an den Sparkommissaren der WAZ ab - speziell an einem.
Zuletzt bearbeitet 15.04.2013 12:30 Uhr
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