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Verkauf der WAZ-Anteile: Hoffen kann man ja

Jahrelang litt die WAZ-Gruppe unter höchst komplizierten familiären Verhältnissen. Therapie schien unter den Erben der beiden Firmengründer Erich Brost und Jakob Funke unmöglich. Zuletzt konnte man sich nur noch auf das Sparen einigen. Als die Presse-Landschaft in den 2000-er Jahren durch das Internet und große Übernahmen umgewälzt wurde, schaute die Essener Zeitungs-Dynastie (Jahres-Umsatz 2011: 1,1 Milliarden Euro) mangels Handlungsfähigkeit vor allem zu und verlor ihren Rang als größer deutscher Regionalzeitungs-Verlag.

Mit dem Stillstand soll es nun endlich vorbei sein. Die am Zeitungswesen desinteressierten Brost-Erben haben ihr Anteilspaket - insgesamt 50 Prozent - rückwirkend zum 31. Dezember 2011 an Petra Grotkamp verkauft. Die Tochter von Jakob Funke hält damit nach Angaben ihres Anwaltes Andreas Urban 66,6 Prozent. Das Bundeskartellamt habe bereits zugestimmt. Kurioserweise gibt es zu diesem bemerkenswerten Vollzug keine offizielle Mitteilung der WAZ-Mediengruppe, dafür aber lauter separate Verlautbarungen der einzelnen Beteiligten.

Springer stänkert
Schon der Verkaufsprozess ging ja WAZ-typisch nicht gerade harmonisch über die Bühne. Zunächst stänkerte Springer-Chef Mathias Döpfner, indem er mit einer Offerte in den Ring stieg, die den gesamten Konzern mit 1,4 Milliarden Euro bewertete - offenbar wohl wissend, dass die WAZ-Gesellschafterverträge einen externen Anteilserwerb gar nicht erlaubten.

Dann machten sich die WAZ-Erben selbst wieder einmal das Leben schwer. Zunächst hieß es, Petra Grotkamp habe Probleme, die - geschätzte - Kaufsumme von 500 Millionen Euro zu finanzieren. Dann zeigte sich Brosts Testamentsvollstrecker Peter Heinemann verschnupft. Er war nicht von Anfang an in die Verkaufsverhandlungen eingebunden worden.

Erich Brost hätte niemals zustimmt
Der 1995 verstorbene Erich Brost hätte "nicht im Traum daran gedacht", seine Anteile an die Grotkamps zu verkaufen, ließ Heinemann noch letzte Woche dem Spiegel gegenüber verlauten. Trotzdem gab er schließlich "schweren Herzens" seine Zustimmung, zumal das Geschäft nur bis zum Ablauf der Testamentsvollstreckung im Juli 2015 hätte verzögert werden können.

Auch Bodo Hombach, der nach zehn Jahren sein Büro als von den Brosts entsandter Geschäftsführer räumen muss, spendete in einer Erklärung seinen Segen: "Von Anfang an habe ich den Verkauf der WAZ-Anteile der Brost-Erben an Frau Grotkamp als richtig erachtet." Hombach bekommt einen Berater-Job.

Zerstrittener Funke-Clan
Ob damit die Familien-Streitigkeiten ein Ende haben, muss sich erst noch zeigen. Denn auch der übrig gebliebene Funke-Clan ist in drei Eigentümerfamilien aufgeteilt, die zusammen die Funke-Familiengesellschaft bilden: Grotkamp, Schubries und Holthoff-Pförtner. Noch 2006 berichtete das Manager-Magazin in einem derben WAZ-Sittengemälde über die "verkrachte Funke-Truppe". Damals war Petra Grotkamp gerade gegen ihre Schwestern vor Gericht gezogen.

Ob das eine gute Basis für die Zukunft des Konzerns ist, in dem Gesellschafter-Beschlüsse stets einstimmig erfolgen müssen? Klaus Schubries, der als Bevollmächtigter der Funke-Familien-Gesellschaft fungiert, äußert nun in einer weiteren Erklärung "die Hoffnung" (sic!), "dass es uns gemeinsam in der Einigkeit, die bei den letzten FFG- Sitzungen praktiziert worden ist, gelingen wird, die WAZ Mediengruppe erfolgreich in die Zukunft zu führen und weiter zu entwickeln. Die in der Funke-Familien-Gesellschaft zusammengeschlossenen Stämme der Funke-Familie werden nun gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft für die WAZ Mediengruppe in Angriff nehmen."

Hoffen darf man ja.
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