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Überleben und leben lassen bei Jakob Augsteins "Freitag"

Alt-Autoren des Freitag durften sich dieser Tage über Post freuen. "Sie haben mit dazu beigetragen, dass die Zeitung bis heute überlebt hat", schrieb der neue stellvertretende Chefredakteur der Wochenzeitung, Jörn Kabisch, an die freien Mitarbeiter. Hätten sie dies nicht getan, hätte Augstein-Sohn Jakob auch die Marke Freitag nicht übernehmen, hätte sich nicht mit einem anspruchsvollen Programm auf den Pressemarkt begeben können. Nett, dass man daran gedacht hat.

Kabisch macht die Alt-Mitarbeiter also mit dem neuen Konzept des Blattes bekannt, das künftig als "Der Freitag" neue und möglichst auch jüngere Leser erreichen möchte. Zu diesem Zweck ist ein "Autoren-Briefing" abgehängt, das nichts offen lässt.

Ehrensache, Ehrenamt
Der neue Freitag fokussiere auf eine hohe Qualität und die höchstmögliche Unabhängigkeit der journalistischen Produkte, heißt es dort. Dass dabei kein Beitrag von irgendwem lanciert sein sollte, etwa durch eine (bezahlte) Einladung zur Recherche oder ein Geschenk, versteht sich von selbst - Ehrensache.

Allerdings wird das Schreiben für den Freitag auch zu einer Art Ehrenamt: Der Autor begibt sich auf eigene Verantwortung auf die Themenrecherche, allerdings auch auf eigene Kosten, denn das zugesagte Honorar – 1,3 Cent pro Zeichen, durchschnittliche Zeitschriftenseite 4.000 Zeichen gleich 52 Euro, natürlich bei Überlassen aller Rechte – kann höchstens unter Aufwandsentschädigung verbucht werden.

Da dürfte es einem schwer fallen, den Gesprächspartner noch zu einer Tasse Kaffee einzuladen - die sich der unbestechliche Journalist natürlich nicht bezahlen lässt, deren Kosten ihm der Freitag, laut Briefing, aber auch nicht zurückerstattet. Wie schön, dass bisher wenigstens die Zeitung überlebt hat, den Autoren dürfte dies bei solch einer Honorierung schwer fallen.
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