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Outsourcing im hohen Norden - Sportredaktion als GmbH

Wenn es einen deutschen Meistertitel für das Outsourcing im Pressewesen gäbe, so wäre der Mittelrhein-Verlag (Rhein-Zeitung) in Koblenz bislang unangefochtener Anwärter gewesen. Doch nun erwächst ihm ein Konkurrent im hohen Norden: Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag, mit dem Flensburger Tageblatt und 13 andere Blätter im nödlichsten Bundesland Marktführer, will, so warnt der dortige DJV-Landesverband, zum 1. August die komplette Sportredaktion in eine eigene GmbH ausgliedern.

Weil für eine solche Agentur der Tarifvertrag nicht gilt, müssen einige der 25 Sportredakteure, denen für den Wechsel eine Abfindung in Aussicht gestellt wird, in Zukunft laut DJV bis zu 40 Prozent Gehaltseinbußen hinnehmen - oder ihren Job aufgeben. Dieses Schicksal ereilte im letzten Sommer bereits 25 Redakteure, die gekündigt wurden. Im Dezember drehte man dann an der Gehaltsschraube leitender Redakteure.

Dass der Verlag wirtschaftlich zu solchen Schritten gezwungen wäre, lässt sich nicht sagen. Erst im März kauften die Flensburger Burda die Schweriner Volkszeitung ab und bauten damit ihre führende Marktposition in der Region nach Mecklenburg-Vorpommern aus.

Der Sportteil wird aber in Zukunft nicht nur in wirtschaftlichen eigenständig redigiert, er muss auch zusätzliche Einnahmen generieren. So sollen die Journalisten auch in die Vermarktung von Sportevents einsteigen - das Fernsehen macht es schließlich bei Tour de France & Co. vor. Chefredakteur Stephan Richter sagte der Frankfurter Rundschau, die redaktionelle Unabhängigkeit werde trotzdem gewahrt bleiben. Darüber könnte man lachen, wenn es nicht zum heulen wäre.
Zuletzt bearbeitet 29.06.2005 11:19 Uhr
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