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Über zehn Millionen Zuschauer beim Adel auf allen Kanälen

Monarchie für alle: Mehr als zehn Millionen deutsche Fernsehzuschauer verfolgten am Freitag zur Hausfrauen-Primetime die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton aus London. Wer zur Arbeitszeit den Fernseher einschaltete, hatte kaum eine Chance, den britischen Royals zu entgehen. Nicht weniger als sechs Sender - vier Hauptsender, zwei Nachrichtenkanäle - huldigten der Monarchie mit stundenlangen Live-Übertragungen.

Alter Reporter-Adel
Die Krone gebührte der ARD, die mit Rolf Seelmann-Eggebert nicht nur alten Reporter-Adel aufbot, sondern dank 4,48 Millionen Zuschauern auch einen überragenden Marktanteil von 34,5 Prozent erzielte und die bessere Übertragung ablieferte. Das ZDF übertrug zwar schon eine Stunde früher, brachte es aber trotzdem "nur" auf 2,48 Millionen Zuschauer. Dummerweise verpasste die Übersetzung der Mainzer das Ja-Wort; da halfen auch die "wie ein altes Teeservice" (FAZ) wirkenden Adelsexperten Norbert Loh und Maya von Schönburg nicht weiter.

Eigentlich hatten die beiden öffentlich-rechtlichen Systeme seit der Trauerfeier für Fürst Rainier von Monaco im Jahr 2005 auf königliche Doppel-Übertragungen verzichtet und einen Modus gefunden, sich bei der Hofberichterstattung abzuwechseln. Doch auf das "Fernsehereignis des Jahres" (ZDF-Chefredakteur Peter Frey) wollte keiner von beiden gebührenfinanzierten Sendern verzichten. Zumal es nicht mehr als ein normales Regelprogramm am Nachmittag koste, so Frey zur FR; das internationale Fernsehbild bekamen die deutschen Anstalten von der BBC kostenlos zugeliefert.

Quotenträchtige Versuchung
"Es geht hier nicht um Gebührenverschwendung", kommentierte denn auch die Süddeutsche Zeitung, sondern um die Quote: "Für die Manager von ARD und ZDF ist die royale Vermählung eine Versuchung, der sie nicht widerstehen können." Das Nachsehen hatten die Privaten. RTL lag in der "Zielgruppe" ausnahmsweise einmal knapp hinter der ARD und hatte insgesamt 2,09 Millionen Zuschauer. Sat.1 ließ mit nur 790.000 Zuschauer jeglichen Glamour-Faktor vermissen.

Bei den Nachrichtenkanälen verbuchte n-tv 150.000 Zuschauer und N24 60.000. Der öffentlich-rechtliche Politkanal Phoenix, der die Hochzeit nicht auch noch live übertragen durfte, versuchte sich mit einem Kontrastprogramm: Mit dem Thementag "Es lebe die Republik!" erreichte der Sender nach eigenen Angaben einen fast doppelt so hohen Marktanteil wie sonst.

"Endlich mal ein Sender, der dem Hochzeitswahn widersteht", behauptete blauäugig der Mediendienst Kress. Mumpitz: Ohne die Monarchie wäre auch diese republikanische Sternstunde nicht möglich gewesen.
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