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Wickert ZweiNull: Holtzbrincks "NewsVZ" gestartet

Giftgrüne Top-News auf Holtzbrincks neuem News-Portal
Screenshot: zoomer.de
Giftgrüne Top-News auf Holtzbrincks neuem News-Portal
Screenshot: zoomer.de
Der Holtzbrinck-Verlag hat nach mehrmonatiger Vorbereitung sein News-Portal Zoomer.de gestartet. Die in der Nacht zum 18. Februar für alle Nutzer freigeschaltete Website ist betont poppig aufgemacht und will "Nachrichtenen ZweiNull" verbreiten - mit einer Prise Oldschool-Journalismus. Dafür steht als Kühlerfigur Ulrich Wickert: der ehemalige Mr. Tagesthemen hat als Videoblogger den Anzug mit dem Rollkragenpullover ausgetauscht, duzt sein Publikum Zielgruppe-gerecht und ist im Impressum neben den beiden Tagesspiegel-Chefredakteuren Stephan-Andreas Casdorff und Lorenz Maroldt als Herausgeber verzeichnet.

Die Verbingung zum Tagesspiegel ist kein Zufall. Die nach Verlagsangaben 40-köpfige Redaktion in Berlin, die von Frank Syre geleitet wird, bestückt auch den Online-Auftritt des Tagesspiegels - dummerweise über getrennte Redaktionssysteme - und kann zudem aus dem Holtzbrinck-Pool bedienen. Leider wird dieses Reservoir auf der Homepage hinter uniformen Schlagzeilenlisten verborgen, die legere Rubrikennamen wie "Video-Zoom", "Gegensprechanlange" oder "Netz-Zoom" tragen. Die vertraute Ressort-Einteilung fehlt dagegen auf der obersten Benutzer-Ebene. User sollen sich vielmehr registrieren und die News dann getreu der Mitmach-Logik des Web 2.0 selbst auswählen und kommentieren.

Keine Konkurrenz für etablierte News-Portale
Für den schnellen Nachrichten-Überblick eignet sich diese "völlig neuen Informationslogik" (Tagesspiegel) nicht. Mit den großen Nachrichtenportalen vermag Zoomer.de deshalb auch gar nicht zu konkurrieren. Die haben zwar auch alle schon längst die Web-2.0-Flagge gehisst; aber Holtzbrinck möchte den Nutzer gerne in dem Gefühl wiegen, sein eigener Redakteur zu sein. "Ihr entscheidet, welche Themen wichtig sind. Die Redaktion schlägt Storys vor, das Ranking bestimmt Ihr mit Euren Klicks", schreibt Chefredakteur Syré emphatisch in einem Editorial.

Als Käufer des erfolgreichen Studentennetzwerks StudiVZ weiß Holtzbrinck gewiss, wie social networking funktioniert. Zudem hat der Stuttgarter Verlagskonzern mit Webnews schon eine andere Nachrichten-Community im Portfilio, hinter der allerdings keine Inhouse-Nachrichtenredaktion steht. Ob Zoomer.de gleichsam als NewsVZ reüssieren wird, bezweifelt zumindest ein offenbar Netzwerk-erfahrener Nutzer in einem Kommentar zu zu Syrés Editorial: "Ich stelle fest, ich bin soeben aus der Zielgruppe der 'Generation StudiVZ und SchülerVZ, also der die 14- bis 34-Jährigen Web-2.0-affinen jungen Deutschen' gefallen. Ich check nicht, worum es bei zoomer geht. Wo ist der Nutzen für die User (der Nutzen für Holtzbrinck ist klar)?"
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