Trotz Staatsräson der Fernsehmacher - mit ARD, ZDF, RTL und Sat.1 übertrugen die vier größten Sender - hatte das einzige TV-Duell der Großkoalitionäre vor der Bundestagswahl die schwächsten Einschaltquoten aller Duelle seit 2002. Nur 14,2 Millionen Zuschauer wollten sich den an Höhepunkten armen Redestreit zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier anschauen. Das war nach dem zähen Wahlkampf nicht anders zu erwarten.
Natürlich drückten die meisten Duell-Zuschauer wieder die erste Taste auf der Fernbedienung: Die ARD hatte 7,76 Millionen Zuschauer (selbst Anne Will hinterher noch 6,45 Millionen), das ZDF nur 3,47 Millionen. Für die Privatsender RTL (2,06 Millionen) und Sat.1 (0,79 Millionen) lohnte sich die Gleichschaltung nicht.
Zwei gegen vier
TV-Duelle sind immer auch Eigenwerbung für die Sender. Der Werbewert war auch deshalb gering, weil den zwei Politikern vier Journalisten gegenüberstanden, die sich zwar zu profilieren suchten, aber in dem starr austarierten Format mit geregelten Redezeiten und Themenblöcken doch nur Stichwortgeber blieben. "Wenn wir ein Duell gesehen haben, dann eines zwischen Politikern und Fernsehjournalisten, zwischen einer neuen Bescheidenheit und einer neuen Eitelkeit", zürnte gar das Holzmedium FAZ über die Kollegen von der Kamera-Fraktion. "Wenn es dabei etwas zu lernen gab, dann nur wieder dies: Fernsehduelle sind der Politik und der politischen Meinungsbildung vollkommen unangemessen."
Wenn überhaupt, dann übertraf Steinmeier, der als spröde und chancenlos gilt, die Erwartungen, indem er doch nicht ganz so spröde und chancenlos agierte. Zuweilen klang er sogar wie sein früherer Chef Gerhard Schröder. Bei den Umfragen der Sender während und nach der Übertragung platzierte er sich gleichauf mit Merkel, bei den unentschlossenen Wählern sogar vor ihr. Doch ersetzen konnte er Schröder nicht: Der erreichte in seinem TV-Duell mit Merkel vor vier Jahren über 20 Millionen Menschen und hätte später fast noch das Wahlergebnis gedreht.