"Spiegel Wissen" öffnet das "Spiegel"-Archiv und spielt Web 2.0

Die Startseite von Spiegel Wissen. Warum im Text unter dem Suchschlitz ein deutscher Astronaut durchs All spaziert, wissen wir auch nicht. 
Screenshot wissen.spiegel.de
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Die Startseite von Spiegel Wissen. Warum im Text unter dem Suchschlitz ein deutscher Astronaut durchs All spaziert, wissen wir auch nicht.
Screenshot wissen.spiegel.de
Der Spiegel hat sein neues Archiv- und Lexikon-Portal Spiegel Wissen gestartet. Mit einer Suchanfrage lassen sich hier vier Quellen - die Zeitschriftenarchive des Spiegels und des Manager Magazins und die Nachschlagewerke Wikipedia und Bertelsmann Lexikon - abfragen. Zudem ersetzt die Wissens-Suche auch die Suchfunktion auf allen übrigen Seiten von Spiegel Online. Dabei kommt reichlich Web-2.0-Technologie zum Einsatz, und zwar so ausschließlich, dass sicherheitsbewusste Web-Surfer, die JavaScript in ihrem Browser deaktiviert haben, nicht einmal den "Los"-Knopf drücken können.

Leider wirkt die Benutzerführung auch sonst noch nicht ganz rund. Auf der am 12. Februar freigeschalteten Wissens-Startseite stehen unter der Suchmaske recht unmotiviert zwei Artikel-Teaser in der Gegend herum. Niemand weiß, warum. Das Konzept für die Suche besteht darin, den Benutzer zunächst nicht mit Suchoptionen zu überfordern - ein sinnvolles Prinzip, mit dem schon Google erfolgreich war. Eine Treffer-Vorschau erhält man Web-2.0-typisch bereits bei Eingabe des Suchbegriffs.

Wer mehr Optionen will, folgt dem Link auf die erweiterte Suchmaske. Dort lässt sich die Suche auf bestimmte Artikelfelder und auf einen Zeitraum reduzieren. Auch der Umfang der Trefferliste kann beinflusst werden - die Einstellung per Schieberegler wirkt als Analogie allerdings unglücklich.

Vor allem vermisst man hier eine gezielte Auswahl der Quellen. Diese ist erst möglich, nachdem die Suche ausgelöst wurde - dann zwar sehr gezielt, aber trotz Web 2.0 ohne live-haftige Auswirkung auf die nach Quellen sortierte Trefferliste. Mancher Nutzer dürfte hier das Bertelsmann-Lexikon sofort deaktivieren - es wird immer ganz oben aufgeführt, obwohl seine knappen Artikel die geringste Informations-Tiefe bieten. Noch ein Kritikpunkt: Alle Quellen werden nacheinander zum Herunter-Scrollen gepappt, statt sie einzeln auswählbar über Registerblätter zu präsentieren, die in der Grafik bereits angelegt sind.

Von solchen Ungereimtheiten abgesehen, ist Spiegel Wissen eine wertvolle Informationsquelle. Schließlich erhält man kostenfreien Zugriff auf das komplette Spiegel-Archiv seit Gründung der Zeitschrift im Jahre 1947 samt PDF-Faksimiles. Die Mashup-Spielerei mit Wikipedia und Co. nimmt man dann als Zugabe auch noch mit. Den alten Spiegel-Artikeln lässt sich sogar ansehen, wie sie sich gegen die automatisiert-neumodische Digitalisierung gewehrt haben. Manche Seite ist schief eingescannt worden, und bei der Texterkennung samt HTML-Umsetzung ist eine Buchstabenwüste herausgekommen.

Laut der Statistik-Seite, die auch die meist verwendeten Suchbegriffe verrät, sind bereits über 311.000 Spiegel-Artikel erfasst - und es werden jede Woche mehr, wenn wieder eine Ausgabe ins Archiv wandert.