Presserat publiziert "Leitfaden Amokberichterstattung"

Praxis-Leitfaden des Presserates
Cover-Ausschnitt
Praxis-Leitfaden des Presserates
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18 Monate nach dem sogenannten Amok-Lauf von Winnenden hat der Deutsche Presserat einen Leitfaden Amok-Berichterstattung publiziert, der als kostenloser PDF-Download erhältlich ist. Den Großteil der 51 Seiten füllen Dokumentationen - unter anderem mit Ausschnitten aus den bereits im Herbst 2009 bzw. im Mai 2010 veröffentlichten Abschlussberichten zweier Expertenkommissionen der Länder Baden-Württemberg (Expertenkreis Amok, PDF) und Nordrhein-Westfalen (Expertenkreis Winnenden, PDF) - sowie Beispiele aus der Spruchpraxis über die Winnenden-Berichterstattung. Vergleichweise kurz kommen dagegen die Empfehlungen zur Sensationsberichterstattung und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte.

Rund 90 von insgesamt 422 Beschwerden des vergangenen Jahres betrafen das Thema Winnenden. "Es gab schlimme Ausreißer, aber die Mehrheit der Printmedien wurde ihrem ethischen Selbstanspruch gerecht und berichtete innerhalb der zulässigen Grenzen des Pressekodex", lautet das "Fazit" des Presserates, der sich als Selbstkontroll-Organ der Branche versteht.

Und weiter: Die Presse dürfe und müsse über ein solches Ereignis berichten, um ihrer Informationspflicht nachzukommen. Da die Opfer durch Veröffentlichungen nicht zum zweiten Mal Opfer werden dürften und da es erwiesen sei, dass Pressebeiträge Nachahmungstäter oder Trittbrettfahrer provozieren könnten, rät der Presserat aber "zu besonderer Zurückhaltung bei Amokberichterstattungen".