Newsweek r.i.p.

Newsweek-Cover The First Gay President
Foto: The Daily Beast
Newsweek-Cover The First Gay President
Foto: The Daily Beast
Vor 79 Jahren erschien das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek zum ersten Mal. Der ehemalige Time-Redakteur Thomas J. C. Martyn hatte es gegründet, weil er ahnte, dass am Markt Platz für einen Konkurrenten war. Das war am 17. Februar 1933, damals schrieb sich "News-Week" noch mit Bindestrich.

Seinen 80. Geburtstag wird das renommierte Magazin nicht mehr in gedruckter Form erleben. Ende diese Jahres wird das Heft eingestellt, weil der schrumpfende Pressemarkt keinen Platz mehr für die Nummer zwei unter den drei großen US-Nachrichten-Magazinen (die Nummer drei ist der nur noch monatlich erscheinende US News & World Report) bietet: Die Newsweek-Auflage ist seit 2007 um 50 Prozent auf 1,5 Millionen geschrumpft. Zum Vergleich: Time bringt es auf fast 3,3 Millionen Exemplare.

In Zukunft "all-digital"
Doch halt: Tot ist Newsweek deswegen noch nicht. Das Magazin soll als kostenpflichtige "All-digital"-Publikation fortleben. So wollen es jedenfalls die neuen Eigentümer, an der Spitze der milliardenschwere Unternehmer Barry Diller. Daran muss man nicht unbedingt glauben. Laut ABC-Meldungen setzt Newsweek bislang nur 1,8 Prozent seiner Auflage digital ab.

Einges spricht dafür, dass Newsweek schon vor zwei Jahren scheintot war. Damals verkaufte die Washington Post das Magazin, das ihr seit 1961 gehörte, für den symbolischen Betrag von einem Dollar an einen sentimentalen Retter: Sydney Harman hatte sein Geld im vorigen Jahrhundert mit edler analoger Unterhaltungs-Elektronik (Harman Kardon) gemacht, legte aber Newsweek mit dem Online-Magazin The Daily Beast des Internet-Investors Diller zusammen.

Die besten Jahre hinter sich
Doch Harman verstarb im letzten Jahr, und seine Familie wollte nicht weiter in Newsweek investieren. Zumal die Partnerschaft von knalligem Online-Portal und seriösem Nachrichtenmagazin - laut New York Times "eine sperrige Verschmelzung zweier Redaktionen" - nicht richtig passte. Sie wurde auch nicht passend gemacht von Tina Brown, der flamboyanten Chefredakteurin des Daily Beast, die mit der Übernahme von Newsweek wieder ins Magazin-Geschäft zurückkehrte.

Nur - die besten amerikanischen Jahre der Britin Brown bei Vanity Fair und dem New Yorker auch schon viele Jahre zurück. Ihr letztes Print-Abenteuer zur Jahrtausendwende, das Gesellschaftsmagazin Talk, hielt nur drei Jahre durch. Seit vier Jahren führt sie The Daily Beast; doch das Online-Magazin steht im Schatten der Huffington Post.

Ein letzter Fingerwisch
Brown, die Newsweek in den letzten beiden Jahren mit mehr oder weniger gelungenen Provokationen (Obama wurde nach seiner Unterstützung der gleichgeschlechtlichen Ehe auf dem Cover zu The first Gay President) vergeblich zu retten versuchte, verkündete dann auch den von Diller bereits im Juli angekündigten "Turn of the Page" für das Heft. Gemeint ist wohl eher ein Fingerwisch: In Zukunft soll das Magazin nämlich nur noch online unter dem Namen Global Newsweek ein internationales "hoch mobiles, meinungsführendes Publikum" erreichen. Brown: "Wir führen mit Newsweek einen Medienwandel durch, wir sagen nicht Goodbye".

Klingt gut. Doch die erste Maßnahme wird ein Stellenabbau sein. Und warum ein Magazin, das in gedruckter Form von seinem Publikum verlassen wurde, auf Tablets und Smartphones wieder gelesen werden soll, haben bisher weder Brown noch Geldgeber Diller erklären können. Dabei ist Newsweek gewiss nicht allein am Medienwandel eingegangen.