Mitten in der Krise: eine neue Zeitschrift namens Voss

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Voss heißt ein neues vierteljährliches Magazin aus und über Berlin, dessen erste Nummer seit 21. Juni für fünf Euro an den Kiosken liegt - nicht nur in Berlin. Mitten im tiefen Tal der Zeitungskrise wagt Herausgeber Andreas Bock eine 100-seitige Zeitschrift, die große Geschichten erzählen will und sich noch den Luxus von Foto-Strecken leistet, die aber angesichts des kleinen 18x24-Formats nicht die Aufmerksamkeit erhaschen, die sie verdienen. Die erste Ausgabe verhandelt in 10.000 Exemplaren titelgebend den Mythos John F. Kennedy, lässt Jakob Augstein über Lessing als ersten Pressekritiker sinnieren und besucht mit Gabriele Göttle den Herrn über das Rohrpost-System der Charité-Klinik. Der Name Voss gemahnt an die legendäre, von den Nazis eingestellte Vossische Zeitung, Format und metropolitaner Anspruch erinnern an den New Yorker. Näherliegend ist der Vergleich mit dem in der DDR sehr begehrten Magazin, von dem man bei der Gelegenheit überrascht feststellt, dass es immer noch existiert und sich als "Zeitschrift für Kultur und Lebensart in Berlin" bezeichnet. 10.000 Exemplare hat die Startausgabe der Voss, drei Nummern hat sich der Verleger selbst Spielraum gegeben, um herauszufinden, ob sein Heft eine sich etablieren kann an den bunten Stellwänden der Kioske. "So einer Art 'Mare' für Hauptstadtthemen" nannte die Welt am Sonntag das sympathische Projekt. Vielleicht findet "Die Voss" ja wirklich eine weitere Nische auf dem überlaufenen Zeitschriftenmarkt.
Zuletzt bearbeitet 21.06.2003 14:29 Uhr