Aufgegeben: Frankfurter Rundschau stellt Insolvenzantrag

Ihre Verleger haben sie schon aufgegeben: Die Frankfurt Rundschau musste gestern trotz zahlreicher Sparmaßnahmen Insolvenzantrag stellen. "Wesentliches Ziel ist derzeit, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Löhne und Gehälter sind bislang nicht rückständig", heißt es in einer Pressemitteilung, die sich bereits wie ein Abschiedsbrief liest. Bis Ende Januar 2013 sind die Gehälter noch durch Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit abgesichert; dann soll die Zeitung wohl eingestellt werden.

Ungesunde Sanierung
Das Kölner Verlagshaus M. DuMont Schauberg hatte die Mehrheit an der hoch verschuldeten FR vor sechs Jahren übernommen. Ebenfalls beteiligt ist die SPD-Medienholding dd.vg. Doch die erhoffte wirtschaftliche Wende trat unter dem neuen Besitzer nicht ein, obwohl die Eigenständigkeit der FR zugunsten einer Redaktionsgemeinschaft mit der Berliner Zeitung aufgelöst wurde.

Die FR war auch die erste überregionale Tageszeitung, die komplett auf das Tabloid-Format umstellte. Genutzt hat es nichts. Im Gegenteil: Viele Stammleser gaben sich vergrault, weil die FR ihren "Markenkern" verlor - so nennt es ausgerechnet die FAZ. Die links-bürgerliche Zielgruppe wurde der taz überlassen, die Zeitung auf dem Meinungsmarkt irrelevanter, und vor allem: die Auflage bröckelte auch im lokalen Einzugsgebiet in und um Frankfurt. Im dritten Quartal 2012 verkaufte die FR nur noch 118.000 Exemplare. 2009 waren es noch 150.000 Exemplare.

Vor zehn Jahren beschäftigte das Frankfurter Druck- und Verlagshaus laut Ver.di fast 1.600 Arbeitsplätze; davon sind bis heute nur noch 500 übrig geblieben. Auch eine Zeichen des Niedergangs.

Massive Umsatzverluste
Angaben über die laufenden Verluste machten die Eigentümer nicht; in den letzten Jahren soll die FR aber jeweils zehn bis 20 Millionen Euro Minus gemacht haben. "Massive Umsatzverluste im Anzeigen- und Druckgeschäft in der ersten Hälfte des laufenden Jahres" (O-Ton Pressemitteilung) brachten dann das Fass zum Überlaufen. Weiter heißt es:
"Wir haben deshalb in den vergangenen Monaten intensiv untersucht, auf welchem Weg das Unternehmen oder Teile des Unternehmens so umstrukturiert werden können, dass die Verlustzone auf mittlere Sicht verlassen werden kann. Diese Überlegungen haben leider keine überzeugende Perspektive geliefert."
Fragt sich, wie eine traditionelle, links-bürgerliche Tageszeitung so tief fallen konnte. Ist das nur der Anfang eines großen Zeitungssterbens in Deutschland? War "das Internet" sowieso an allem Schuld? Immerhin hat die FR eine preisgekrönte Tablet-App herausgebracht.

Aus Sicht der Journalisten-Gewerkschaften ist die Schuldfrage geklärt. "Die Insolvenz der Rundschau ist die Folge von jahrzehntelangem Missmanagement", erklärte DJV-Chef Verbandschef Michael Konken. "Das Aus der renommierten Zeitung ist besonders bitter für die Beschäftigten, die über Jahre hinweg mit Einkommensverzicht für den Erhalt ihrer Zeitung gekämpft haben."