Ende einer Ära: MDR-Intendant Udo Reiter, jetzt geht er

Udo Reiter
Foto: MDR/Martin Jehnichen
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Udo Reiter
Foto: MDR/Martin Jehnichen
Beim Mitteldeutschen Rundfunk geht, das lässt sich mit Fug und Recht sagen, eine Ära zu Ende. Vor 20 Jahren war es, als der damalige Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks, Udo Reiter, in den Osten verschickt wurde, um als Gründungsintendant die Dreiländeranstalt (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) aufzubauen. Während Reiter und andere "Wessie"-Importe wie MDR-Fernsehdirektor Henning Röhl den MDR mit Heimat-Programmen und Ostalgie zum quotenstärkstem Dritten Programm machten, wurde der MDR über die Ländergrenzen hinaus eher als Skandal-Sender bekannt.

"Da hat sich niemand darum gekümmert"
Da gab es den Sportchef, der in die eigene Tasche wirtschaftete, und den Herstellungsleiter des dem MDR zugeordneten Kinderkanals, der im Zeitraum 2002 bis 2010 über acht Millionen Euro abgezweigt hatte. Eine im öffentlich-rechtlichen System bisher beispiellose Betrugsaffäre, die Reiter fast den Abschied verdorben hätte. All diesen Fällen lag ein gemeinsames Muster zu Grunde: Die Übeltäter durften lange Zeit ungestört schalten und walten, ohne dass die Kontrollinstanzen der Anstalt griffen.

Der MDR, der von Beginn an als unterfinanziert galt, ging auch als erste ARD-Anstalt in die Geschichte ein, die ihre Mittel durch Spekulation in der "new economy" mehrte - und sich mit südamerikanischen Anleihen verspekulierte. Damals musste zwar der MDR-Verwaltungsdirektor gehen, doch Reiter ließ sich nicht aus dem Amt drängen. Jahre später stellte er die Affäre in einem Tagesspiegel-Interview fast wie einen Lausbubenstreich dar: "Ich habe zum Glück nicht gewusst, dass man mit Gebührengeldern gar nicht auf diese Weise spekulieren darf. Aber es war der Wilde Osten, da hat sich damals niemand darum gekümmert."

"Nach gründlichem Nachdenken"
Dass der 67-Jährige, der alle Rücktrittsforderungen überstand, nun seinen bis 2015 laufenden Vertrag mit der fünfgrößten ARD-Anstalt "nach gründlichem Nachdenken" selbst vorzeitig beendet, kommt plötzlich. Er lebe seit 45 Jahren im Rollstuhl, das habe gesundheitliche Spuren hinterlassen, ließ Reiter verlauten. Außerdem sei es Zeit, den "Staffelstab" zu übergeben, zumal die Probleme um den Ki.ka in der Zwischenzeit weitgehend geklärt seien.

Beim MDR hieß es, Reiters genauer Abschieds-Termin sei von der Bestellung eines Nachfolgers abhängig.