Günther Jauchsen sagt der ARD ab

Günther Jauch wird nach der Sommerpause nicht die Nachfolge von Sabine Christiansen bei der ARD übernehmen. Mit dieser Nachricht ging der Moderator heute höchstselbst an die Öffentlichkeit. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte der 50-Jährige, er habe die Verhandlungen gestoppt, weil die ARD den Vertrag, der schon im vergangenen November "komplett ausformuliert" gewesen sei, nochmals geändert habe.

Vorauseilende Besitznahme
Für die ARD ist das eine hochnotpeinliche Absage, denn der Senderverbund hatte Jauchs bevorstehende Verpflichtung im vergangenen Juni mit viel Pomp verkündet. Zwischenzeitlich wurde sogar schon laut über eine Ausdehnung seines Engagements nachgedacht. Diese vorauseilende Besitznahme hat Jauch offenbar stark mißfallen, zumal er "keine Zusagen über den Sonntagabend hinaus" geben wollte.

Vor allem aber störte den sonst stets diskreten Fernsehmacher die Diskussion um seine Werbeverträge, die er bereits vom Tisch glaubte. Da meldete die ARD im Dezember nach seiner Darstellung nochmals "Gesprächsbedarf" an: Jauchs Sendung solle der Politik und damit den Chefredakteuren unterstellt werden, statt sie wie bisher Christiansen der Unterhaltung zuzuordnen. Dem "ständigen Risiko [...], zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden", mochte sich Jauch aber nicht aussetzen.

Letztlich dürften es aber wohl eher unternehmerische Risiken gewesen sein, die ihn und die ARD nicht zusammenkommen ließen. Jauch präsentiert bei RTL regelmäßig die Quizsendung Wer wird Millionär und das Magazin Stern TV, zudem produziert er sich selbst und andere Programme für den Kölner Sender.

Aus Sicht der ARD, deren Gebührenfinanzierung unter dem kritischen Blick der Brüsseler Eurokraten steht und demnächst vom Bundesverfassungsgericht beurteilt wird, wäre ein mit dem Privatfernsehen geteilter Jauch aber eine ungünstige Lösung gewesen. Widerstand kam vor allem aus der größten ARD-Anstalt, dem WDR. Zumindest Stern TV, so die Forderung, hätte er abgeben müssen, um "journalistisch exklusiv" für das Erste zu arbeiten.

Geht's auch ohne?
"Es geht auch ohne Jauch", hatte der neue ARD-Vorsitzende Fritz Raff vor ein paar Tagen im Spiegel postuliert - und womöglich nicht geahnt, dass sich diese Aussage nun schneller bewahrheiten muss als erwartet.

Verständnis für den Rückzug äußerte immerhin Raffs Vorgänger Jobst Plog, der "eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien" kritisierte. "Ich bin zugleich in Sorge, ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen", sagte Plog.

Der NDR-Mann, der sich selbst maßgeblich um Jauch bemüht hatte, ist gewiss sauer. Plog hatte zuvor schon den Millionen-Deal mit Harald Schmidt, finanziert aus Geldern der Filmproduktionsfirma Degeto, einfädeln lassen. Die Zeit solcher Alleingänge scheint nun vorbei. Trotzdem wird der NDR weiter federführend einen Christiansen-Nachfolger suchen. Dabei sollte man in Hamburg unbedingt einsehen, dass die große ARD genug Potential hat, ihre Stars selbst zu machen.
Zuletzt bearbeitet 11.01.2007 17:28 Uhr