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DuMont Schauberg neuer Domherr der "Frankfurter Rundschau"

Das Kölner Zeitungshaus M. DuMont Schauberg übernimmt die Mehrheit an der Frankfurter Rundschau. Mit 50 Prozent der Anteile "und einer Stimme" hat der konservative Verlag vom Rhein künftig das Sagen im linksliberalen Haus am Main, sofern das Bundeskartellamt nicht wider Erwarten Bedenken gegen den Kauf hegt.

Für den Berliner Verlag wollte DuMont im letzten Jahr 175 Millionen Euro auf den Tisch legen. Das FR-Anteilspaket kostet dagegen angeblich nur 35 Millionen Euro, zu zahlen an die SPD-Firma dd.vg, die das Blatt vor zwei Jahren vor dem Konkurs rettete; die sozialdemokratische Medienholding, die eine Reihe lukrativer Zeitungsbeteiligungen pflegt, wird auch weiterhin mit 40 Prozent beteiligt sein. Zehn Prozent behält die nach dem FR-Mitbegründer benannte Karl-Gerold-Stiftung.

Lukrativ zu sein, davon ist die FR allerdings weit entfernt. Trotz des drastischen Sanierungskurses, den die dd.vg einschlug, erwartet DuMont-Geschäftsführer Heinz Kiegeland erst wieder in zwei bis drei Jahren Gewinne. Den Einsparungen fiel auch Chefredakteur Wolfgang Storz zum Opfer; sein Nachfolger Uwe Vorkötter kommt von der Berliner Zeitung, wo er sich gegen den britischen Finanzinvestor David Montgomery gesträubt und öffentlich einen Verleger wie DuMont herbeigewünscht hatte - vergeblich.

Nun bekommt Vorkötter doch noch seinen Wunsch erfüllt. Ob er in Frankfurt auch als Arbeiterheld gefeiert wird, ist allerdings fraglich. Denn Vorkötter wird weitere Einschnitte mittragen müssen. Man sei sich darüber "einig, dass ... weitere Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen werden müssen, um die Grundlage für den weiteren Bestand und künftigen publizistischen Erfolg des angesehenen Traditionsblattes zu sichern", teilten Verkäufer und Käufer der Frankfurter Rundschau mit.

Immerhin heißt es in der Presserklärung auch: "MDS und dd_vg. erklären übereinstimmend, Zeitungen seien keine kurzfristigen Renditeobjekte." Zitiert wird auch aus der Satzung: Die FR soll demnach eine überregionale und "politisch engagierte links liberale" Zeitung bleiben.

Zu DuMonts doch arg im Schatten des Doms ruhenden Kölner Blättern - dem Verlag gehört außerdem die Mitteldeutsche Zeitung in Halle - will diese Ausrichtung allerdings nicht recht passen. Geschäftsführer Kiegeland sagte denn auch seinem Hausblatt Kölner Stadtanzeiger, Synergien hätten bei der Übernahme keine Rolle gespielt. Ziel von DuMont sei es, weiter zu wachsen. Eine wichtige Rolle dabei spiele die Verlags-Druckerei in Neu-Isenburg. Ein wichtiger Druckauftrag für die Bild-Zeitung wurde bis 2014 verlängert. FAZ und Financial Times Deutschland berichten allerdings, Springer habe eine Vertragsklausel genutzt, um wegen des Eigentümerwechsels den Preis zu drücken.

Für die FR selbst, die "publizistisch weiterentwickelt" werden soll, habe man mit der dd.vg ein Kostensenkungsprogramm verabredet, so Kiegeland in der Süddeutschen Zeitung. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Sicher ist hingegen, dass Verlags-Patriarch Alfred Neven DuMont, vor dem in Köln die Redakteure stramm stehen, persönlich den Vorsitz des Herausgeber-Gremiums in Frankfurt übernimmt. Der 79-Jahre alte Patrizier und die antiautoritär sozialisierte Belegschaft der Rundschau - daran wird man sich gewöhnen müssen.
Zuletzt bearbeitet 19.07.2006 10:55 Uhr
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