
Der vorläufige Höhepunkt: Der Vermarkter des ProSiebenSat.1-Konzerns, SevenOne Media, hat per Langzeitstudie feststellen lassen, dass die Wahl der Zuschauer zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten gar nicht vom Bildungsniveau abhängig ist und dass - viel wichtiger - die "Top-Verdiener" häufiger die Privaten einschalten.
Wen hat Schmidt damit gemeint?
An dieser Stelle verzichten wir darauf, die Studie dafür zu rügen, dass sie nur die Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen untersucht hat und für "Top-Verdiener" schon ein läppisches Netto-Haushaltseinkommen von 2.500 Euro gelten lässt. Selbst wenn man festhält, dass Bildung und Geld in diesem Land trotz des Einsatzes der deutschen Sozialdemokratie nicht ganz voneinander zu trennen sind, wäre zuvörderst eine saubere soziologische Definition des Begriffes "Unterschicht" anzuraten.
Wen hat zum Beispiel Harald Schmidt damit gemeint? Muss einer gelegentlich am Theater Beckett spielen und in seinen Shows Johann Sebastian Bach loben, um nicht Unterschicht zu sein? Oder reicht es, bei der ARD flott dotierte Verträge abzuzocken?
Vielleicht würde die Kollegen aus der Etatplanung der Werbefirmen Letzteres als Kriterium schon überzeugen. Wir plädieren an dieser Stelle aber für eine Neudefinition des Begriffs unter spezieller Berücksichtigung der modernen Fernsehbedingungen des Dualen Systems:
Die Definition
"Unterschicht" wären demnach alle, die der sogenannten "werberelevanten Zielgruppe" angehören, also alle 14- bis 49-Jährigen. Sie können sich aber von diesem Stigma freikaufen, indem sie brav ihre Rundfunkgebühren zahlen. Premiere-Abo-Gebühren werden jedoch nicht angerechnet. Leider, Herr Kofler.
Ach ja. Wer sich trotzdem noch für Daten aus der Studie zum "Unterschichten-", pardon: "Top-Verdiener-Fernsehen", interessiert, kann sie ja bei SevenOne Media abrufen.