Comeback im Hause Holtzbrinck

Vor knapp drei Jahren legte Dieter von Holtzbrinck den Aufsichtsrats-Vorsitz der Stuttgarter Verlagsgruppe Holtzbrinck nieder und verkaufte seine Anteile. Damals sprach niemand in dem Familienunternehmen von einer harmonischen Trennung. Umso überraschender war das Comeback des 67-Jährigen auf einem Unternehmens-Treffen kurz vor Saisonende im österreichischen Wintersport-Idyll Zürs. Dort verkündete der Altverleger die Übernahme der Verlagsgruppe Handelsblatt und des Berliner Tagesspiegels. Zudem wird sich Dieter von Holtzbrinck zu 50 Prozent am Prestigeobjekt Die Zeit beteiligen.

Fürwahr eine unerwartete Wendung im Familien-Roman der öffentlichkeitsscheuen Holtzbrincks, die - trotz vergangener Zwistigkeiten - wohl auf eine Mischung aus Geschäfts- und Familiensinn zurückzuführen ist. Denn durch den Verkauf wird Dieters 22 Jahre jüngerer Halbbruder Stefan, der das Unternehmen seit 2006 führt, auf einen Schlag viele Schulden los. "Durch den Kauf werden die Verbindlichkeiten gegenüber Dieter von Holtzbrinck und seiner Stiftung getilgt, die beim Ausscheiden Dieter von Holtzbrincks aus der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck im Jahre 2006 vereinbart wurden", heißt es in einer Pressemeldung. Angeblich waren noch 350 Millionen Euro offen.

"Für einige Jahre aktiv tätig"
Dieter von Holtzbrinck hatte sich schon ganz aus dem Verlagsgeschäft verabschiedet. In einem Handelsblatt-Interview kündigte er nun an, noch "für einige Jahre aktiv tätig sein" zu wollen. Er habe "Vorkehrungen getroffen, so dass die Verlage nach meiner verlegerischen Tätigkeit zur Verlagsgruppe zurückkommen können".

Nicht klar äußerte sich der Neu-Alt-Verleger zu befürchteten Einschnitten bei den unter einem Anzeigen-Einbruch leidenden Wirtschaftsmedien. Langfristig betrachtet sei er "nicht pessimistisch wegen der Krise, denn jede Krise geht einmal vorbei", sagte von Holtzbrinck. Beim Tagesspiegel wird man dagegen gerne hören, dass der Neu-Alt-Verleger dem Blatt "langfristig eine weiter zunehmende überregionale Bedeutung" verschaffen möchte. Über das verlegerische Geschick der Zeit soll künftig ein fünfköpfiger Aufsichtsrat wachen, dem beide Holtzbrinck-Brüder und auch die Schwester Monika Schoeller als weitere Gesellschafterin angehören werden.

Offiziell heißt es, die Verlagsgruppe wolle mit der Transaktion in Zeiten der Wirtschaftkrise ihren Spielraum sichern. Akute Liquiditätsprobleme, gar ein Notverkauf unter Brüdern werden dagegen bestritten. Die Gruppe sei 2008 um 7,5 Prozent gewachsen und habe ihren Umsatz auf über 2,5 Milliarden Euro gesteigert, sagte Stefan von Holtzbrinck im selben Handelblatt-Interview. Auch die Internet-Beteiligungen schrieben "unter dem Strich schwarze Zahlen". Holtzbrinck war u.a. für viel Geld bei StudiVZ eingestiegen, ohne damit die erhofften Gewinne einfahren zu können.