Carl-Thiem-Klinikum Cottbus verabschiedet sich vom Standort Kolkwitz
Beste Bedingungen in neuem Umfeld – Plus für Patienten und Mitarbeiter

„Wir beginnen eine neue Etappe in der Geschichte unseres Klinikums, nun sind fast alle Einrichtungen unter einem Dach!“ So kommentiert CTK-Geschäftsführerin Heidrun Grünewald den Umzug der III. Medizinischen Klinik vom Standort Kolkwitz zum Hauptstandort in Cottbus. „Aus meiner Sicht ist diese Konzentration auch deshalb so wichtig, um allen Patienten die großen diagnostischen Möglichkeiten des Hauptstandortes zugute kommen zu lassen. Unnötige Transporte zwischen der Außenstelle und den anderen Einrichtungen entfallen damit. Nicht zu vergessen: Geräte-Doppelvorhaltung sind heute nicht mehr finanzierbar, alle wichtigen Untersuchungen wie MRT oder CT erfolgen ab sofort an einem Standort, auch die intensivmedizinische Betreuung wird nun unmittelbar hier in Cottbus erfolgen.“ Trotzdem falle auch ihr, so Geschäftsführerin Heidrun Grünewald, das Adieu-Sagen schwer!

Am vergangenen Montag (26. November) hatten zwei Stationen der III. Medizinischen Klinik des CTK im modernen Haus 41 ihre Arbeit aufgenommen, am morgigen Donnerstag (29. November) gibt es für eine dritte den Neubeginn in Haus 61: Mit dem Umzug der drei Stationen vom Standort Kolkwitz zum Hauptstandort des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus geht eine Ära Cottbuser Krankenhausgeschichte zu Ende. Vor 107 Jahren wurde die zu ihrer Zeit vorbildliche Lungenheilstätte Kolkwitz eröffnet. Nun schließen sich die Tore dieser Einrichtung in dieser Woche zum letzten Mal für Patienten und Mitarbeiter.
Ein Blick zurück lohnt sich: Kaum 18 Jahre nach Entdeckung des Erregers der Tbc durch Nobelpreisträger Robert Koch wurde, nach zwei Jahren Bauzeit, in Kolkwitz vor den Toren Cottbus’ eine Heilstätte für zunächst 100 erkrankte Frauen eröffnet, die seinerzeit ihresgleichen suchte. Der enge Kontakt des ersten Chefarztes, Dr. Bruno Bandelier, Autor bekannter Fachbücher zur Diagnostik und Therapie der damals weit verbreiteten Lungentuberkulose, zu Koch brachte es mit sich, dass Koch schon 1901 in Kolkwitz weilte. Ein Jahr später empfing man einen weiteren prominenten Wissenschaftler, den Dänen Bang, Entdecker der Infektionskrankheit Brucellose. Die Grünlage der Heilstätte, als besonders günstig angesehen für Lungenkranke, und die zunächst vorrangigen Therapiemethoden mit dem Kochschen Tuberkulin ergänzten einander, den damals modernen Therapieauffassungen entsprachen auch die licht- und luftdurchflutete Liegehallen. Die Medizintechnik wurde schon 1912 durch den Betreiber Landesversicherungsanstalt ergänzt – ein Röntgenhaus entstand, um die diagnostischen Möglichkeiten zu vervollkommnen.

Einschnitte in der über hundertjährigen Geschichte von Kolkwitz sind die beiden Weltkriege – Personal wurde eingezogen, kriegswichtige Metalle beschlagnahmt, die Versorgung von Soldaten hatte Vorrang.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Heilstättenbetrieb zeitweise eingestellt, weil die Mittel fehlten, erst 1924 normalisierte er sich wieder, notwendig schon deshalb, weil die Zahl der Tb-Erkrankten erneut wieder anstieg. Dabei gab es entscheidende Veränderungen in der Therapie: Die diätetisch-physikalischen Methoden wurden von einer gezielten chirurgischen Behandlung abgelöst. Neben leicht Erkrankten wurden nun auch Patienten mit offener Lungentuberkulose aufgenommen. Erweiterungs- und Neubauten kamen hinzu – bis in die 30er Jahre hinein.
Da das Städtische Krankenhaus in Cottbus durch den Krieg stark beschädigt war, waren die 250 Betten zunächst nicht nur durch die Lungenkranken belegt, ab 1947 kamen zu den weiblichen Patienten auch männliche hinzu, ein bisheriges Wohnhaus wurde in eine Kinderstation umgewandelt. Neuer Chefarzt wurde Dr. Hans-Albert Korn, der bis zu seinem Ausscheiden 1975 durch seine Tätigkeit den Ruf des Hauses wesentlich mit begründete. Kaum vorstellbar heute, dass nach dem 2. Weltkrieg zur Versorgung der Patienten eine Landwirtschaft betrieben wurde, u. a. mit Pferden, Rindern, Schweinen und 23 Hektar Ackerland.

Durch die Belegung des bisherigen Gymnastikraums wurde es möglich, 300 Betten zur Verfügung zu stellen – Kolkwitz war damit die zu dieser Zeit größte Lungenheilstätte Brandenburgs.
Ab 1953 wurde das Haus „bezirksgeleitet“ und nannte sich später Bezirkskrankenhaus für Lungenkrankheiten, TBK-Heilstätte Cottbus.

Durch Früherkennungsmaßnahmen und Reihenuntersuchungen, aber auch durch die sich verbessernden Lebensbedingungen wurde die Tbc in den 60er Jahren immer weiter zurückgedrängt. Die Heilstätte wurde an das Cottbuser Bezirkskrankenhaus angeschlossen, was die Struktur wesentlich veränderte – so zog z. B. die Orthopädie mit drei Stationen ein (bis 2005). Länger- oder auch kurzfristig waren verschiedene Abteilungen und Stationen in Kolkwitz untergebracht. Gleichzeitig prägte ein weiterer Chefarzt wesentlich den Ruf der Lungenklinik – Dr. Theodor Scharkoff, der die Klinik bis 2003 leitete.

Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen wurden nach 1990 durchgeführt, bis mit Beginn der umfangreichen Investitionsvorhaben Anfang des neuen Jahrtausends die Weichen für einen Umzug zum Hauptstandort des Klinikums gestellt wurden.
Mit fast 100 Betten und mehr als 50 Mitarbeitern ist die III. Medizinische Klinik, in der neben Patienten, die an Lungen- und Atemwegserkrankungen leiden, auch geriatrische Patienten behandelt werden, nun näher am Krankenhausbetrieb mit seinen vielfältigen Möglichkeiten dran. Es gibt bessere Bedingungen für Patienten, Ärzte und Pflegepersonal, Diagnostik- und Therapiebereiche anderer Einrichtungen sind nahe bei, ein Vorteil, den Ärzte und Schwestern und sicher bald auch die Patienten sehr zu schätzen wissen.