Bedingter Anpassungs-Bedarf: neuer Internet Explorer aus Web-Designer-Sicht

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Am heutigen "Patch-Dienstag" bietet Microsoft die Version 7.0 seines Internet Explorers als Update zum automatisierten Download an. Weltweit wird damit auf einer Vielzahl von Rechnern ein Generationswechsel vollzogen. Zwar ist der Marktanteil des Microsoft Internet Explorers in den letzten Jahren kontinuierlich in Richtung der 80-Prozent-Marke gesunken. Doch die erste Neuversion des Software-Riesen aus Redmond nach über fünf Jahren Müßiggang muss zwangsläufig bei Usern wie bei Designern auf Aufmerksamkeit stoßen.

Die Kritiken der Fachpresse aus Nutzersicht an der neuen Version sind wohlwollend, wenngleich keine Sensationen vermeldet werden: Der neue Internet Explorer will das Surfen sicherer machen und bringt lange erwartete Features wie das tabbed browsing (mehrere Seiten offen halten und per Register auswählen, ohne jedes Mal eine neue Browser-Instanz zu öffnen), die Konkurrrenten wie Mozilla Firefox, Opera oder Safari längst kennt.

Auch Webdesigner brauchen kein neues Weltbild, um ihre Seiten an die neue Version anzupassen. Es ist sogar gut möglich, dass alles ohne Änderung so läuft wie bisher. Denn Microsoft weicht im Großen und Ganzen nicht von seinen Sonderwegen ab, die Webdesigner dazu zwingen, etwa bei der Verwendung von Cascading Style Sheets (CSS) oder dem Einbau von JavaScript zweigleisig zu fahren.

Ausgehackt
Schon seit den Beta-Versionen des neuen IE kursieren in einschlägigen Foren allerdings Warnungen, dass sogenannte CSS-Hacks nicht mehr funktionieren. Solche Hacks nutzen kleine Grammatikschwächen aus, um dem Internet Explorer Anweisungen unterzuschieben, die andere Browser missachten.

Ob man sich als CSS-Hacker betätigen soll oder nicht, darüber sind die Ansichten in der Entwickler-Gemeinde geteilt. Microsoft empfiehlt nun, statt neue Hacks zu suchen lieber eine CSS-Datei nur für den Internet Explorer 7.0 anzulegen und darauf per conditional statement (bedingter Kommentar) zu verlinken:
<?xml version="1.0" encoding="iso-8859-1"?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">


Box-Modell
Häufig werden Hacks benutzt, um dem Internet Explorer eine standardkonforme Interpretation des Box-Modells beizubringen. Schon die Version 6.0 beherrschte zwar die korrekte Umsetzung, doch im sogenannten Quirks-Mode, der eine zu älteren Browsern abwärtskompatible Darstellung ermöglicht, zeigt sich wieder der Rückfall ins alte Laster: innerer Abstand und Rahmen einer Inhalts-Box werden von deren Breite abgezogen, statt sie zu addieren.

Ein Browser schaltet dann in den Quirks-Mode, wenn am Beginn einer HTML-Seite in der Definition des Dokumenttyps eine ältere HTML-Version als 4.0 vereinbart wird - und wenn die Definition fehlerhaft ist oder ganz fehlt. Der Internet Explorer 6 interpretiert allerdings eine XML-Definition falsch, obwohl sie richtig ist, und macht folglich wieder Quirks. Dieses Problem hat die neue Version nicht mehr. Sie interpretiert die folgende Definition korrekt:
<?xml version="1.0" encoding="iso-8859-1"?>
<!DOCTYPE ... >


Welchen Ärger das Box-Modell immer noch machen kann, lässt sich auf den Bibliotheksseiten der Freien Universität Berlin besichtigen: Wer sie mit der Browserversion 6 besucht, sieht alles so, wie es sein soll. Bei Internet Explorer 7 rutschen plötzlich die Spalten ineinander und machen die Bibliotheksrecherche schwer.

Fehler beseitigt
Besonderen Wert haben die Microsoft-Entwickler nach eigenen Angaben darauf gelegt, Fehler zu beseitigen. Manche Fehler haben Webdesigner jedoch schon aus Gewohnheit "lieb" gewonnen. Uneingeschränkt freuen darf man sich aber darüber, dass IE7 den CSS-Stil dotted tatsächlich als gepunktete und nicht als gestrichelte Linie darstellt. PNG-Bilder mit Transparenz im Alphakanal haben nun wirklich - Transparenz. Und Hintergrundbilder lassen sich nicht nur im -Element fixieren.

Eine Box mit overflow:visible ufert nicht mehr aus, sondern ermöglicht einen scrollenden Inhalt - wie ein Inline-Frame, bloß ohne Frame. Die Pseudoklasse funktioniert nicht mehr nur beim Überfahren von Links. Und beim Layout hilft, dass endlich auch max-height, max-width, min-height, min-width unterstützt werden.

Eingefrorenes JavaScript
Altmodisch bleibt der Internet Explorer beim JavaScript. Nach wie vor ist der Versionsstand auf 1.5 eingefroren. Pioniergeist beweist hier die Mozilla Foundation: In der fast parallel erschienenen Firefox-Version 2.0 kletterte JavaScript auf die Versionsnummer 1.7.
Zuletzt bearbeitet 21.11.2006 12:50 Uhr