Börnicke geht, aber die deutsche Pay-TV-Misere bleibt

Der Pay-TV-Sender Premiere hat einen neuen Chef: Der Neuseeländer Mark Williams löst Michael Börnicke mit sofortiger Wirkung zum Vorstandsvorsitzenden ab. Williams war erst im Juni in den Aufsichtsrat aufgerückt - als einer von zwei Getreuen von Rupert Murdoch.

Schlechte Quartalszahlen
Der Führungswechsel bei Premiere gilt denn auch als weiteres Indiz für die Einflussnahme des Medienmoguls Murdoch, der sich seit Jahresbeginn Schritt für Schritt in den deutschen Sender eingekauft hat. Aktuell hält seine News Corp. 25,1 Prozent. Allerdings hat sich die Stimmung um Murdochs deutsches Investitionsobjekt in dieser Zeitspanne verschlechtert.

Erst Anfang August musste Börnicke wieder schlechte Zahlen verkünden: Im zweiten Quartal hatte der Sender 38 Millionen Euro Verlust gemacht. Zuletzt berichtete dann der Spiegel über "Karteileichen" im angeblich 4,16 Millionen Abonnenten starken Kundenstamm von Premiere.

Feuerwehr-Chef Murdoch
Offenbar klaffte zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine so große Lücke, dass Börnicke nun auf einer Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt einreichte. Dabei hatte der spröde Finanzfachmann erst vor einem Jahr den wortgewaltigen Verkäufer Georg Kofler als Premiere-Chef beerbt. Kein Wunder, dass überall spekuliert wird, Murdoch habe Börnicke zu diesem Schritt gedrängt und seinen Top-Manager Williams, der seit Februar als Finanzchef der News Corp. für Europa und Asien fungiert, kurzfristig als Feuerwehrmann eingesetzt. Offiziell fungiert Williams bei Premiere als Interims-Chef.

Über solche Personalien zerreißt sich die Branche gerne das Maul. Aber an der Gesamtsituation von Premiere ändert der Führungswechsel weniger, als Murdoch lieb sein mag. Nach wie vor gilt der Erwerb möglichst exklusiver Fußball-Rechte als ultima ratio für die Stärkung des Pay-TV. Auf diesem Feld sieht es aber nach der jüngsten Machtprobe der Liga mit dem Bundeskartellamt alles andere als gut aus.

Ob mit oder ohne Börnicke: Murdochs Brandmeister müssten schon eine neue Vision hervorzaubern, um das Bezahlfernsehen in Deutschland als lukratives Geschäft zu entfachen.