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2012 gab es nur für das ZDF etwas zu gewinnen

Was soll das für ein Fernsehjahr sein, in dem das ZDF Marktführer wird und trotzdem nur einen vergleichsweise miesen Quotenschnitt zustande bringt, von den anderen Hauptsendern ganz zu schweigen? 2012 war ein schlechtes Fernsehjahr, vor allem für die ehemaligen Marktführer ARD und RTL, die mit 12,3 Prozent gleichauf hinter den Mainzern (12,6 Prozent) landeten. Im letzten Jahr hatte RTL noch mit 14,1 Prozent die Quoten beherrscht. Doch der Marktführer aus Köln litt nicht nur darunter, dass Programm-Zugpferde wie Deutschland sucht den Superstar lahmten; vielmehr verlor RTL auf allen Programmplätzen.

Für Innovationen jenseits des ebenfalls gefloppten Ablegers "DSDS Kids" aber fehlt der Mut - und das Geld, schließlich muss RTL auch noch Rendite für den Mutterkonzern Bertelsmann erwirtschaften. Doch in der sogenannten werberelevanten "Zielgruppe" rutschte RTL von 18,4 auf 15,9 Prozent ab. Nach dem Aufstieg von Sender-Chefin Anke Schäferkordt an die Spitze der internationalen RTL-Group muss der erst kurz vor Weihnachten zum Nachfolger gekürte Frank Hoffmann, der wie früher Schäferkordt vom kleinen Schwestersender Vox kommt, den lahmenden Goldesel RTL wieder in Bewegung bringen.

Fußball und Olympia reichten nicht
Die Schwäche des Branchen-Primus' hätte eigentlich die Stärke der Öffentlich-Rechtlichen sein sollen, zumal im Sportjahr 2012. Doch das Erste konnte aus Fußball-Europameisterschaft und Olympia nicht genug Kapital schlagen und verbuchte am Ende sogar das mieseste Quotenjahr seit Beginn der Messungen. Das Talkshow-lastige Gemeinschaftsprogramm wirkt jenseits des starken Prime-Time-Programms wie eine Baustelle, auf der lauter hochbezahlte Intendanten die Hütchen hin und herschieben. Tiefpunkt war das Scheitern von Thomas Gottschalk am Vorabend.

So reichte es für das ZDF mit einem halben Prozentpunkt mehr als 2011 zum Titel - auch dank Gottschalk-Nachfolger Markus Lanz bei Wetten, dass ..?. Selbst bei der "Zielgruppe" steigerten sich die als "Kukident-Sender" verschrieenen Mainzer von 6,2 auf 6,8 Prozent - dank Formaten wie Aktenzeichen XY, der Alternative zur Scripted Reality von RTL&Co. Wenn das Eduard Zimmermann noch erlebt hätte.

ProSiebenSat1 leer gelaufen
Bei der ProSiebenSat1-Gruppe schöpfen sie zwar Hoffnung, die blutsaugenden Finanzinvestoren  loszuwerden, doch das einstige Flaggschiff Sat.1 war schon 2012 blutleer und sank mit 9,5 Prozent unter die zweistellige Quotengrenze. Daran vermochten auch die Programm-Umstellungen des neuen Senderchefs Joachim Kosack nichts zu ändern. Der auf ein junge Publikum schielende Schwestersender ProSieben hielt zwar als Nummer Zwei in der "Zielgruppe" die Verluste in Grenzen (11,3 Prozent), lag jedoch beim Gesamtpublikum mit 5,9 Prozent nur noch knapp vor Frank Hoffmanns Vox (5,8 Prozent, Vorjahr: 5,6).

Das schöne an den Jahres-Quoten ist aber, dass sich am Ende doch alle noch als Sieger fühlen und feiern. Die ARD als Qualitäts-Marktführer und Gewinner am Abend, RTL als beliebtester Sender bei den 14- bis 49-Jährigen und den 20- bis 59-Jährigen, die ProSiebenSat1-Gruppe in der Addition der Sender als Marktführer bei den 14- bis 49-Jährigen und die ZDF-Senderfamilie über das beste Ergebnis seit 1994. Na bitte, wenn das kein erfolgreiches Fernsehjahr war.
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