Springer bekommt nachträglich doch noch ein Stückchen von ProSiebenSat.1

Vor acht Jahren mag Axel Springer mit der großen Übernahme von ProSiebenSat.1 an den deutschen Kartellwächtern gescheitert sein. Doch nun kommt der sich als digitales Medienhaus neu erfindende Bild-Konzern doch noch zu seiner Glotze. Springer übernimmt nämlich den Nachrichtensender N24; der wäre 2010 fast eingestellt worden, hätten ihn nicht sein Management und Stefan Aust aus eben jener ProSiebenSat.1-Gruppe herausgekauft.

Im Vergleich ist der Deal, über dessen Preis Stillschwiegen vereinbart wurde - allzu hoch sollte er nicht sein - , zwar nur noch eine kleine Fernsehübernahme. Doch der mit viel Geld in der Kriegskasse ausgestattete Konzern von Vorstands-Chef Mathias Döpfner beweist damit zum Jahresende noch einmal, dass er immer wieder für eine Überraschung gut ist.

Journalismus mit mulitmedialer Perspektive
N24 soll mit der Welt-Gruppe des Verlags zusammengeführt werden, "um im deutschsprachigen Raum das führende multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus zu etablieren". Mit der vollmundigen Ankündigung signalisiert Springer: Der nach dem Ausverkauf von Regionalzeitungen und Zeitschriften an Funke (ehemals WAZ-Gruppe) bereits totgesagte Journalismus hat im Konzern noch Perspektiven. Dass Springer sich mit N24 für sein Nachrichtenportal Welt.de Bewegtbild-Kompetenz einkauft, erscheint strategisch sinnvoll.

Für N24 arbeiten bislang noch fast 300 Mitarbeiter. Die Redaktionen von Welt-Gruppe und N24 sollen unter Leitung von Chefredakteur Jan-Eric Peters künftig "multimedial verzahnt" werden; ohnehin weihte der Verlag just in der Ullstein-Halle einen integrierten Newsroom ein, aus dem alle Welt-Ausgaben vom Online-Portal über die Apps bis zur gedruckten Tages- und Wochenzeitung bestückt werden.

N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann wird zusammen mit Springer-Vorstand Jan Bayer und Welt-Gruppen-Verlagsgeschäftsführerin Stephanie Caspar das Management übernehmen. Und auch Stefan Aust, 67, landet am Ende noch bei Springer: Der Fernsehjournalist und ehemalige Spiegel-Chefredakteur fungiert ab 1. Januar 2014 als Herausgeber; auf diesem Posten muss im nächsten Juni Thomas Schmid weichen, der mit Aust die ideologische Zuschreibung teilt, "früher ein Linker" gewesen zu sein. Am Ende landen sie alle - auch die ehemaligen Spiegel-Leute Broder, Mascolo, Mattusek - bei Springer.

Was die N24-Übernahme angeht: Diesmal dürfte auch das Bundeskartellamt nichts dagegen einzuwenden haben.