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Krautreporter hat in einem halben Jahr 100.000 Euro gesammelt

Krautreporter-Statistik (Screenshot)
Krautreporter-Statistik (Screenshot)
Ein halbes Jahr und ein paar Wochen hat die deutsche Crowdfunding-Plattform Krautreporter gebraucht, um die Hundertausend voll zu machen. Nach eigenen Angaben hat der Ende Januar offiziell gestartete Journalismus-Marktplatz bislang für 20 Projekte erfolgreich Geld gesammelt. Die 100.000 Euro, die dabei zusammenkamen, stammten von 2.169 Unterstützern. Fünf Prozent nimmt Krautreporter als Provision. Fünf Projekte fielen durch: Sie erreichten nicht das gesetzte Finanzierungsziel. Aktuell laufen 16 Projekte.

Das meiste Geld sammelte der Sportjournalist Jens Weinreich ein. Der investigativ arbeitende Journalist, der sich mit seinem Blog eine treue Community aufgebaut hat, finanzierte Recherchen und Publikation eines E-Books über das Internationale Olympische Komitee ("Macht, Moneten, Marionetten") dank 514 Geldgebern mit 15.660 Euro vor - und übertraf damit sein Finanzierungsziel um über 50 Prozent.

Doch fünfstellige Summen sind bei Krautreporter eher die Ausnahme: 45 Prozent der erfolgreichen Projekte sammelte weniger als 3.000 Euro. Das Finanzierungsvolumen verteilt sich so:
  • 380 bis 530 Euro - zwei Projekte
  • 1.560 bis 1.950 Euro - zwei Projekte
  • 2.015 bis 2.925 Euro - fünf Projekte
  • 3.525 bis 3.966 Euro - vier Projekte
  • 4.071 Euro - ein Projekt
  • 5.795 Euro - ein Projekt
  • 6.589 Euro - ein Projekt
  • 7.530 bis 7.849 Euro - zwei Projekte
  • 14.207 bis 15.660 - zwei Projekte  
Die Hunderttausender-Zwischenbilanz ist aller Ehren wert, zumal große Medienhäuser einen Bogen um Krautreporter machen, wie Initiator Sebastian Esser in einem Interview mit Meedia beklagt:
"Ich ärgere mich, wenn sich Chefredakteure gegenseitig zu ihrer Experimentierfreude beglückwünschen, Crowdfunding als Möglichkeit, Neues auszuprobieren, aber explizit ausschließen. [...] Ich warte auf den, der so eine Kampagne mal groß denkt."
Esser hat allerdings auch erkannt, das hinter dem Crowdfunding keine anonymen Massen stehen, sondern
"Leute, die sich sehr intensiv für ein Thema interessieren oder die Arbeit eines besonderen Autoren unterstützen wollen. Das ist ein andere Logik als die der Massenmedien, bei denen ein Thema für möglichst viele Leute ein bisschen relevant sein muss."
Genau darin besteht der Charme des Crowdfundings: Projekte von Freiberuflern ("Unternehmer-Journalisten") zu finanzieren, die erst in einer digitalen, segmentierten Medienwelt eine Chance haben.
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