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Handbuch für die gefährlichsten Orte der Welt

Rosie Garthwaite: Handbuch für die gefährlichsten Orte der Welt. Taschenbuch, 320 Seiten, Bloomsbury Berlin

Buch-Cover
Foto: Bloomsbury Berlin
Buch-Cover
Foto: Bloomsbury Berlin
Kinder, wie die Zeit vergeht. In Marcel Ophüls' hauptsächlich im belagerten Sarajevo spielendem Dokumentarfilm The Troubles We've Seen aus dem Jahr 1994 wirkte die Kriegsberichterstattung noch wie das exklusive Privileg eines heldenhaften Journalisten-Adels. In den krisenhaften 2000er Jahren ließen sich die Nachfolger von Peter Scholl-Latour bereits in Trainingscamps für den Einsatz in Afghanistan, dem Irak, Sudan und anderswo ausbilden.

Die letzte Stufe hin zum allgemeinen Krisen-Tourismus zündet nun ein Buch der britischen Journalistin Rosie Garthwaite. In dem Lebenslauf der Reporterin, Jahrgang 1980, stehen Redakteurs- und Korrespondentenjobs im Irak für die englischsprachige Zeitung The Baghdad Bulletin und als Freelancerin aus Basra für Reuters. Tageshonorar für die damals knapp 22-Jährige: Zehn Dollar. Seit dem Start 2006 arbeitet Garthwaite für Al-Dschasira. Die junge Frau dürfte also wissen, worüber sie schreibt, und dankt in ihrem Buch zahlreichen Kollegen für Tipps und Unterstützung.

Garthwaite behandelt in ihrem bei Bloomsbury Berlin auch auf Deutsch publizierten Handbuch organisatorische Fragen von der Vorbereitung der Reise ("Packen Sie eine Notfalltasche") bis zur Ankunft ebenso wie Überlebensfragen zu Bomben, Landminen und Entführungen. Auch lebenspraktische Dinge wie Fitness und Stress-Bewältigung, die Verarbeitung von Traumata sowie ein Kapitel über Liebe und Sex in kritischen Situationen (besonders eingängig der Rat in der englischsprachigen Ausgabe: "Don't screw with your crew") dürfen nicht fehlen.

Ihr Handbuch sei "vor allem für Kriegsjournalisten, Ärzte, Entwicklungshelfer, aber auch für Urlauber und Abenteurer" gedacht, vertraute sie dem Spiegel in einem Interview an. Klingt dieses Was-Sie-schon-immer-über-Krisenjournalismus-wissen-wollten, diese Gefahrensuche-for-Dummies nicht doch ziemlich absurd? Gar nicht, meint der Rezensent des konservativen britischen Daily Telegraph: "Das Überraschende ist, dass ein solch ernstes Buch so gut zu gefallen weiß. Garthwaite hat einen Überlebens-Helfer mit Persönlichkeit geschrieben."

Falls Sie also demnächst Urlaub im Herzen eines Tsunami machen wollen, weil sie Gefahrensucher sind, oder ihre Erlebnisse aus einem Bürgerkriegs-Gebiet journalistisch aufbereiten wollen, dann sollten Sie wohl vorher dieses Buch lesen.
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