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Blut geleckt: Wie "Trainer Baade" ein News-Aggregator teuer zu stehen kam

Vielleicht hat der Blogger Trainer Baade wirklich die verbale Blutgrätsche eingesetzt, als er im April über das neue Logo des Sportartikelherstellers Jako spottete und in diesem Zusammenhang auch die unschönen Begriffe "Scheisse" und "Schlurchmarke" verwendete. Es lässt sich nicht mehr nachlesen, denn nach einer Abmahnung im Mai nahm der Blogger aus Duisburg den Beitrag - um 1.085,04 Euro ärmer und eine schmerzliche Erfahrung reicher - wieder vom Netz.

Heikle Haftbarkeit
An dieser Stelle hätte die Geschichte zu Ende sein können. War sie aber nicht, wie bei Allesaussersport.de dokumentiert ist. Denn die Jako-Rechtsanwältin muss wohl ihrerseits Blut geleckt haben. Weil der längst entfernte Eintrag für sie noch in einem News-Aggregator namens Newstin aufzufinden war, bekam der Blogger Anfang August eine weitere Rechnung präsentiert - diesmal über 5.100 Euro Vertragsstrafe.

Ob und inwieweit Online-Publisher für die Indexierung und Speicherung ihrer Artikel bei Suchmaschinen und Aggregatoren haftbar sind, ist ein heikles juristisches Thema: Auf der eigenen Website gelöschte Texte können nämlich bei solchen Diensten ungewollt ein zweites Leben entwickeln.

Auch Google zickt
Selbst beim Branchen-Primus Google ist es nicht gerade einfach, einen Eintrag zu löschen. Als wir probehalber auf der deutschen Google-Seite Inhalte entfernen den Link für dringende Anfragen klickten, lieferte der Google-Server die Antwort "The requested URL was not found on this server."

Dennoch könnte - könnte - ein klägerfreundliches Gericht sogar zu dem Schluss kommen, dass ein Publisher nach Abgabe einer Unterlassungserklärung nicht alle möglichen Schritte unternommen habe, um beanstandete Passagen auch aus solchen Drittquellen zu entfernen. Auf diese Argumentation einen Prozess aufzubauen, dürfte allerdings sehr wagemutig sein.

Die Behauptung der Rechtanwältin, Frank Baade veröffentliche "nach wie vor genau diese Behauptungen im Internet", klingt dagegen schlichtweg unzutreffend. Fakt ist, dass keinerlei publizistische Verbindung zwischen dem Blogger und dem in Prag beheimateten Aggregator nachgewiesen ist, die eine absichtliche Veröffentlichung durch Baade belegen könnte. Vielmehr sammelt Newstin Artikel automatisiert und ohne Zustimmung der Autoren ein. Übrigens bieten die FAQs des Dienstes auch keinerlei Hinweis darauf, wie ein Publisher einen indexierten Text wieder entfernen kann.

All dies könnte eigentlich auch die Firma Jako wissen. Doch sie zeigt sich wild entschlossen, den guten Mann - gestützt auf Unverhältnismäßigkeit und eine fragwürdige Rechtsauffassung - ausbluten zu lassen.
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