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Berlinfrankfurter Zeitungsrundschau: Ausgliederung von Politik und Wirtschaft bei DuMont

Gut zwei Wochen ist es her, dass die Redaktion der Berliner Zeitung einen weiteren Offenen Brief verfasste. Darin warnte sie Herausgeber und Chefredaktion davor, die Ressorts Politik und Wirtschaft zu zentralisieren wie zuvor schon die Wissenschaft. Die Identität der Zeitung stehe auf dem Spiel.

Doch die Pläne werden schon im April Realität. Eine neue Firma namens "DuMont-Redaktionsgemeinschaft" soll dann die Berichterstattung für die vier Abo-Titel des Kölner Verlags - neben der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau noch der Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung - übernehmen. Der Hauptsitz befinde sich in Berlin, die Wirtschaftsberichterstatung komme aus Frankfurt, teilte der Verlag mit.

25 Stellen, Chefsessel schon besetzt
Die bisherigen Chefs wären für die neue Redaktionsfirma gesetzt: Brigitte Fehrle, stellvertretende Chefredakteurin der Berliner Zeitung und langjährige Parlaments-Berichterstatterin, wird Chefredakteurin, FR-Wirtschaftsresssortleiter Robert von Heusinger ihr Vize. Eine "Chefredakteurskonferenz" der vier Titel unter Leitung von Uwe Vorkötter (Berliner Zeitung) solle sicher stellen, "dass die neue Gesellschaft den an sie gestellten journalistischen Anforderungen gerecht wird".

Die übrigen 23 Stellen werden ab dem 1. Februar 2010 intern und extern ausgeschrieben, wobei Bewerber aus den DuMont-Titeln bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden sollen. Bislang arbeiten bei der Berliner Zeitung 19 und bei der FR 20 Redakteure in den betroffenen Ressorts. Über Kündigungen sei noch nichts bekannt, heißt es bei Ver.di.

Die Gewerkschafter befürchten, dass die eigenständige Firma die Tarifverträge umgeht. Zudem verstoße eine Ausgliederung gegen das Redaktionsstatut der Berliner Zeitung und gegen den Haustarifvertrag für die Frankfurter Rundschau.

2006 übernahm DuMont die Mehrheit bei der FR, 2009 kaufte er von Finanzinvestor David Montgomery den Berliner Verlag. Was die britische "Heuschrecke" nicht schaffte, holt der bürgerliche Kölner Verlag nun nach. Den beiden ehrgeizigsten Zeitungs-Übernahmen der letzten Jahre in Deutschland blüht unter den Dom-Herren eine frugale Existenz als Berlinfrankfurter Zeitungsrundschau.
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